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"Sie wollen eine Zukunftschance ..."

München (Korrespondenz), 11.12.08: München ist die Stadt in Deutschland mit den meisten Einwohnern griechischer Herkunft, 25.000 leben hier, es gibt mehrere griechische Schulen. Für "rf-news" sprach ich mit einigen von ihnen über die aktuelle Entwicklung in Griechenland. "Mein Herz ist bei der Mutter des 15-jährigen Jungen, den die Polizei erschossen hat", sagt Anthi, selbst Mutter zweier Söhne, einer studiert in Athen. "Natürlich heiße ich es nicht gut, wenn die Jungen Steine werfen. Aber man kann doch nicht ein Kind deswegen erschießen!"

Und weiter: "Eigentlich bin ich froh, dass die jungen Leute in Griechenland protestieren und auf die Straße gehen und sich wehren. Sie wollen eine Zukunftschance, was soll daran falsch sein. Das zeigt das Fernsehen hier aber nicht." Frosso, 52, glaubt, dass es in Deutschland in nächster Zeit auch viel mehr Jugendproteste geben wird. "Ob in Griechenland oder in Deutschland, die Jugend spürt es doch am deutlichsten, die Korruption überall und andererseits, dass die normalen Leute über den Tisch gezogen werden."

Schülerinnen und Schüler vom griechischen Gymnasium im Münchner Norden erklären, dass sie an den Demonstrationen und an der Beerdigung teilnehmen würden, wenn sie in Griechenland wären. "Auf jeden Fall. Und wir sind sauer, dass man die griechischen Jugendlichen hier im Fernsehen alle wie Kriminelle darstellt." Und noch einmal Anthi: "Die Polizei in Griechenland ist brutal. Sie ist nicht nur bei Jugendlichen sehr unbeliebt."