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Mehrheit der Griechen spricht von "Volksaufstand"

Mehrheit der Griechen spricht von "Volksaufstand"

18.12.08 - In mehreren Sprachen war es gestern auf großen Transparenten an der Akropolis in Athen zu lesen: "Widerstand - Résistance - Resistencia ...". Die griechischen Demonstranten haben zu Protesten und Solidarität in ganz Europa aufgerufen. Für heute ist erneut eine Großdemonstration in Athen geplant. Seit dem 6. Dezember, als ein Polizist den 15-jährigen Schüler Alexandros Grigoropoulos erschossen hat, reißt die Rebellion der Jugend in Griechenland nicht mehr ab.

Jetzt wurde ein ballistisches Gutachten veröffentlicht, nachdem der Polizist tatsächlich gezielt auf den Schüler geschossen und nicht, wie behauptet, nur Warnschüsse in die Luft abgegeben hat. In einer Umfrage vom 14.12. haben 60 Prozent der Griechen die Rebellion als "Volksaufstand" bezeichnet, sie betrachten die Unruhen nicht als "Minderheits-Aktivitäten" (www.ekathimerini.com).  
 
Zur aktuellen Situation heißt es in einer Stellungnahme der KOE (Kommunistische Organisation Griechenlands) von gestern: "Am 15. Dezember demonstrierten Tausende von Schülern mehrere Stunden lang vor dem Polizei-Hauptquartier in Athen ihre Wut über die Ermordung von Alexis und über die Versuche der Regierung, diesen Mord aufzurechnen mit der 'Zerstörung' durch die derzeitige Revolte. (...)

Derzeit sind in ganz Griechenland 600 Schulen und 150 Universitäts-Fakultäten und technische Hochschulen besetzt nach entsprechenden Vollversammlungs-Beschlüssen. In Dutzenden von Städten organisieren die Schüler und Studenten tägliche Proteste vor Polizeistationen und öffentlichen Gebäuden, oft beteiligen sich Lehrer, Eltern und Mitglieder linker Organisationen. Sie blockieren Straßen und Autobahnen, Bahnhöfe und Straßenbahnhaltestellen. Neue Zusammenstöße gab es in Athen am 16. Dezember, als Spezialeinheiten eine friedliche Musik- und Tanzveranstaltung im Zentrum von Athen angriffen.

Die Regierung versucht, die Jugend mit scharfer Unterdrückung zu terrorisieren, einschließlich der Verhaftung von hunderten Schülern, die oft körperlich gequält werden während ihrer Haft und auf Polizeistationen. Viele von ihnen sind angeklagt auf Grundlage der 'Anti-Terror'-Gesetze und somit von schweren Strafen bedroht ohne Möglichkeit der Berufung. Deshalb drangen am Dienstag Abend während einer Rede von Premierminister Karamanlis Dutzende von Aktivisten in die Studios des staatlichen Fernsehens vor. Über eine Minute lang zeigte so das staatliche Fernsehen Jugendliche, die auf Transparenten die sofortige Freilassung der Verhafteten forderten. (...)" (aktuelle Erklärungen sind zu finden bei www.international.koel.gr)  
 
In Griechenland zeigt sich derzeit, wofür die "Anti-Terror"-Gesetze gemacht wurden, die es inzwischen in vielen europäischen Ländern gibt: zur Unterdrückung von Rebellion und erst recht Revolution gegen die Diktatur der Herrschenden. Die Forderung der griechischen Jugend, europaweit die Solidarität zu organisieren, ist vollständig berechtigt. In Hamburg z.B. findet am Samstag eine Solidaritätsdemonstration statt, an der sich auch die MLPD beteiligt.


Hintergrund:


  • Video-Interview mit Giorgos Papaioannou über die Ereignisse in Griechenland