Betrieb und Gewerkschaft
Nokia nach einem Jahr: Über die Hälfte arbeitslos
15.01.09 - Rund 200 ehemalige ehemalige Nokia-Kollegen haben heute, genau ein Jahr nach Verkündigung des Stilllegungsbeschlusses für das Nokia-Werk in Bochum, vor dem Werk eine einstündige Mahnwache abgehalten. Viele von ihnen - 1.380 der insgesamt 2.300 ehemals Beschäftigten - sind heute ohne Arbeit, obwohl damals der ausgehandelte Sozialplan und die Beschäftigungsgesellschaft als Lösung zum Erhalt der Arbeitsplätze angepriesen wurde und die IG-Metall-Führung damit begründete, warum angeblich kein entschiedener Kampf um jeden Arbeitsplatz notwendig sei.
Die 1.380 Kolleginnen und Kollegen werden in die Beschäftigungsgesellschaft Peag überführt, in der sie bis zum 31. Januar 2010 noch 85 Prozent ihres Nettolohns erhalten. Lediglich 520 Beschäftigte haben eine andere Arbeit. 110 blieben im Konzern, 220 arbeiten bei der ausgelagerten Automotive-Sparte in der Novero GmbH und 70 gingen in Altersteilzeit.
Im "Hellweger Anzeiger" wird ein Beteiligter der heutigen Mahnwache zitiert: "'Mit 52 Jahren einen neuen Arbeitgeber zu suchen, ist ganz schön frustierend', sagt er. Absagen auf Bewerbungen kämen im Akkord. Zuletzt hätte ihm eine Zeitarbeitsfirma aus Castrop-Rauxel das Angebot gemacht, für 8,60 Euro die Stunde anzuheuern. 'Darüber kann man doch nur lachen', sagt Wöhlke kopfschüttelnd. (...)
Auch ein Jahr nach der Hiobsbotschaft durch die Nokia-Konzernführung kochen die Emotionen immer wieder hoch. Allerdings ist das kollektive Gefühl der Enttäuschung über die 'unverschämte Vorgehensweise des Unternehmens' inzwischen bei vielen in blanke Wut umgeschlagen. Insbesondere auch auf die Politik. (...) 'Nachdem klar war, dass das Werk in Bochum dicht gemacht wird, haben die sich doch nur schnell mit Versprechungen in der Öffentlichkeit profiliert - und uns bis heute einfach vergessen.'"
Die wichtigste Schlussfolgerung daraus für zukünftige Auseinandersetzungen um die Arbeitsplätze kann nur sein, sich nicht mit Illusionen in "Ersatzarbeitsplätze" und "Transfergesellschaften" vertrösten zu lassen, sondern entschlossen den Kampf um jeden Arbeitsplatz aufzunehmen. Viele Nokia-Kollegen haben nicht vergessen, dass die MLPD ihnen diesen Weg von Anfang an vorgeschlagen hat und sie dafür auch mit Rat und Tat begleitete.