Betrieb und Gewerkschaft

Mehr Insolvenzen: Die Belegschaften zahlen die Zeche

Oberhausen (Korrespondenz), 17.01.09: Deutschland steht vor einer Pleitewelle. 35.000 Unternehmensinsolvenzen erwartet die Wirtschaftsauskunftei Creditreform in diesem Jahr - ein Plus von fast 20 Prozent gegenüber 2008. Die Insolvenz der Textilkette Sinn Leffers zeigt, wie das abläuft.

Von den 47 Filialen werden 22 geschlossen, 1.300 Arbeitsplätze vernichtet, aber es sollen dennoch 70 Prozent des Umsatzes gehalten werden. Die Filiale in Europas größtem Einkaufszentrum, dem CentrO Oberhausen, wird mit 160 Beschäftigten weiter betrieben. Trügerisch berichten bürgerliche Medien, die Belegschaft habe freiwillig auf 10 Prozent des Beschäftigungsvolumens verzichtet, um den Standort zu erhalten.

Es sieht aber so aus, dass viele Vollzeitstellen in Teilzeit umgewandelt wurden und die Flexibilisierung weiter auf die Spitze getrieben wird. So wird das Personal in den Zeiten von 10 bis 12 Uhr und 14 bis 16 Uhr teilweise nach Hause geschickt, weil in dieser Zeit weniger Umsatz gemacht wird. Mit den Insolvenzverfahren werden die Kapitalisten und Gläubiger schadlos gehalten, während die Folgen voll auf die Belegschaften abgewälzt werden.

Arbeitszeitkonten, angesparte Überstunden und betriebliche Altersrenten verfallen in der Regel bei den Beschäftigten, die entlassen werden. Falls der Betrieb weitergeführt wird, bedeutet das für dir Übriggebliebenen verstärkte Ausbeutung durch Lohneinbußen und Flexibilisierung. Ein Grund mehr, einen entschlossenen Kampf gegen die Abwälzung der Krisenlasten aufzunehmen.