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Qimonda-Insolvenz: Keine Abwälzung der Krisenlasten auf die Beschäftigten!

24.01.09 - Qimonda ist der weltweit viertgrößte Speicherchiphersteller und hat jetzt Insolvenz angemeldet - der Konzern soll offensichtlich in seiner heutigen Größe und Konstellation nicht weiter bestehen bleiben. Der aktuelle Finanzbedarf beläuft sich auf rund 1 Milliarde Euro. Qimonda, zu 77 Prozent eine Infineon-Tochter, ist Verlierer einer massiven Vernichtungsschlacht auf dem Halbleiter-Markt. 2008 befanden sich ca. 40 neue Halbleiter-Werke weltweit im Bau und weitere 75 in Planung.

Die Ablösung der derzeit modernsten 300mm-Wafer-Produktion durch 450mm-Wafer wird vorbereitet. Es bilden sich neue strategische Allianzen heraus. Das lässt erahnen, welche Zerstörungskraft an Produktivkräften die beginnende Weltwirtschaftskrise entfalten wird. Im Raum Dresden spricht man bereits von 42.000 Arbeitsplätzen in der Halbleiterindustrie, die gefährdet sind. Auch AMD schließt das Geschäftsjahr mit hohen Verlusten ab.

Weltweit sind von der beantragten Insolvenz von Qimonda 12.300 Beschäftigte direkt betroffen. Allein in Deutschland ca. 5.000 in Dresden und München, in Portugal über 2.000,  darüber hinaus weitere in den USA und Werken in Asien. Jetzt läuft ein gewaltiger Poker um Millionen Subventionen und Absicherungen durch staatliche Sicherheiten. In der "Sächsischen Zeitung" vom 24/25.1. heißt es vom Vorstandsvorsitzenden der Qimonda AG, Kin Wah Loh: "Der Vorstand von Qimonda ist bestrebt, wesentliche Unternehmensteile im Rahmen der Insolvenz zu sanieren." Die Lebensinteressen der Beschäftigten und ihrer Familien zählen nichts in diesem Spiel.

Als im Dezember ein angebliches Rettungspaket mit Staatsbeteiligung aus Sachsen und Portugal zusammengeschustert wurde, schöpften manche Kollegen doch wieder etwas Hoffnung. Allerdings war nicht der Erhalt von Arbeitsplätzen das erste Ziel dieser Aktivitäten. Parallel zu diesen Verhandlungen wurden bereits ständig Kündigungen ausgesprochen. 1.000 sollten es bis März werden.

Zuerst wurden die Leiharbeiter rausgeworfen, dann die Kollegen mit befristetem Vertrag gekündigt und schließlich ein "Sozial- und Interessenausgleich" abgeschlossen. In diesem Rahmen wird derzeit auch die Kündigung von Schwangeren, behinderten Kollegen und Kollegen in Elternzeit vorbereitet. Die Insolvenz treibt die Rechtlosigkeit der Arbeiter auf die Spitze und wird die Lasten dieser Krise rigoros auf die Masse der Arbeiter und Ingenieure abwälzen.

Die Konzernbelegschaft von Infineon und Qimonda, in allen Teilen der Welt, kann nur im entschlossenen und gemeinsamen Kampf erfolgreich den Kampf um den Erhalt aller Arbeits- und Ausbildungsplätze führen. Dabei verdient sie eine breite Solidarität! Die MLPD macht seit vielen Jahren in diesem Konzern eine Betriebs- und Gewerkschaftsarbeit. Der Kreisvorsitzende in Dresden sagte gestern:

„Nachdem jetzt für etliche Kollegen die letzten Hoffnungen geplatzt sind, muss der Weg des Kampfs für die Klasseninteressen der Arbeiter beschritten werden: für den Erhalt aller Arbeitsplätze auf Kosten der Profite von Qimonda, Infineon und der Siemens AG, keine Spaltung in Standorte, 30-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich! Darüber muss man sicher nachdenken. Die MLPD steht auf jeden Fall fest an der Seite der Kollegen. In diesem Sinn sind wir schon immer tätig und werden das auch in den nächsten Tagen spürbar sein!"