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China: "Gebt uns die toten Kinder wieder!"
23.01.09 - Gestern wurden in China die Urteile in den Prozessen wegen des mit Melamin verseuchten Milchpulvers gesprochen. Gegen drei Produzenten verhängten die Richter der Provinzhauptstadt Shijiazhuang Todesurteile, eines davon mit zweijährigem Aufschub. Lebenslange Haft erhielt Tian Wenhu, die Vorstandsvorsitzende des inzwischen insolventen Milliardenkonzerns Sanlu-Milchprodukte. Insgesamt 21 am Melaminskandal Beteiligte wurden verurteilt. Um einen höheren Proteingehalt vorzutäuschen und damit höhere Preise zu erzielen, war Milch und Milchprodukten aller Art die Chemikalie Melamin beigemischt worden.
Das Gift kostete bisher mindestens sechs Säuglinge das Leben, bis zu 300.000 Babys erkrankten an den Nieren.Ungeheuerlich ist, das erst nach Ende der olympischen Spiele von der chinesischen Regierung der volle Umfang des Skandals aufgedeckt wurde, obwohl Frau Wenhu bereits Mitte Mai 2008 ("welt-online.de") von der Verseuchung erfahren und sie Anfang August gemeldet hatte. Denn mittendrin in diesen kriminellen Machenschaften steckt der chinesische Olympialieferant Yili. Nicht angeklagt ist bisher auch der neuseeländische Mutterkonzern von San Lu, Fonterra (er hält 43 Prozent an dem Unternehmen) - er versucht derzeit, San Lu an den chinesischen Staat zu verkaufen.
Dem zum Tode verurteilten Zhang Yujun wurde nachgewiesen, mehr als 600 Tonnen des gestreckten Giftpulvers für umgerechnet 700.000 Euro verkauft zu haben. San Lu war dabei nur das größte von 22 Unternehmen, bei denen verseuchte Milchprodukte entdeckt wurden. Am Ende wurden von 638 Herstellern 128 geschlossen. Weltweit wurden Tausende Tonnen an Milchprodukten wie Babynahrung, Joghurt, Schokoriegel oder Bonbons zurückgerufen.
Schon 2006 wurde in China hergestelltes Haustierfutter, sogenanntes Weizengluten, für die USA mit Melamin angereichert. Das führte zum Tod von Haustieren durch Nierenversagen. Die Wirkung ist also bekannt. Es drängen sich durchaus Parallelen zum mit Dioxin verseuchten Tierfutter in Belgien und jüngst erst in Irland auf.
Auch wenn jetzt einzelne Verantwortliche abgeurteilt werden - die tiefere Ursache dieses menschenverachtenden Verbrechens liegt in der gnadenlosen Profitjagd der chinesischen Konzerne.
Es ist die reine Heuchelei, wenn die antikommunistische Propaganda diese Verbrechen in China als "typisch Sozialismus" darstellt. Dabei geht es auch darum, einen aufstrebenden imperialistischen Rivalen zu diskreditieren. Denn mittlerweile befinden sich 29 chinesische Monopole unter den 500 größten Monopolen weltweit und der Konkurrenzkampf mit den anderen internationalen Übermonopolen um die Beherrschung des Weltmarkts wird immer härter. Das ist das Ergebnis davon, dass in China nach dem Tod Mao Tsetungs ab 1976 der Kapitalismus restauriert wurde (s. dazu die Broschürenreihe der MLPD "China aktuell", die nach Mao Tsetungs Tod erschien - hier bestellen).
Die chinesische Regierung hat den Opfern Entschädigungszahlungen von 220 bis 3.300 Euro zugesprochen. Viele Eltern weigern sich bisher, das anzunehmen. In ganz China gibt es in letzter Zeit zunehmende Unruhen gegen die Ausbeutung und Unterdrückung - von Millionen von Wanderarbeitern, kleinen Bauern usw. Auch Eltern der vergifteten Kinder hielten gestern eine Protestkundgebung ab. Ihre Forderung "Gebt uns die toten Kinder wieder" orientiert darauf, sich in keinem Land mit solchen Machenschaften zufrieden zu geben und nicht zu ruhen, bis eine wirklich sozialistische Gesellschaftsordnung erkämpft ist, in der diese tödliche Profitgier beseitigt ist.