Betrieb und Gewerkschaft
Proseat will Produktion in Rüsselsheim kappen
Rüsselsheim (Korrespondenz), 29.01.09: Am 23. Januar informierte die Proseat-Geschäftsleitung auf einer kurzfristig einberufenen Betriebsversammlung die Belegschaft, der größte Teil der Produktion von Formschaum für Autositze solle eingestellt und zukünftig vom belgischen Werk Hulshout übernommen werden. Die 120 Schichtarbeiter, die im Opel-Werk Rüsselsheim in M 55 produzieren, waren vollkommen überrascht. Seit über 25 Jahren werden Schaumteile für Autositze dort für die Werke Rüsselsheim, Bochum und Eisenach produziert.
Die Geschäftsleitung argumentierte mit Auftragsrückgang und Gewinnrückgang, weil zu viele "Reklamationen" kommen. Der Betriebsrat widersprach vehement und belegte die hohen Gewinne von Proseat. Wegen rückläufiger Aufträge soll die Produktion vom belgischen Werk übernommen werden. Von den 160 Schichtarbeitern sollen im Sommer angeblich nur 45 übrig bleiben. Damit wird bewusst Spaltung in die Belegschaft getragen. Jeder soll hoffen: "Vielleicht bin ich auch dabei."
Spontan sprachen sich Kollegen dafür aus, sofort einen Warnstreik durchzuführen. Der Rechtsanwalt, den die IGBCE mitgebracht hatte, riet davon ab. Das würde den Sozialplan verhindern. Sollen die Arbeiter auf einen Sozialplan hoffen, wenn in der Wirtschaftskrise überall Arbeitsplätze vernichtet werden? Viele Kollegen arbeiten schon über 20 Jahre im Betrieb. Wo sollen sie einen anderen Arbeitsplatz finden?
Was hier durchgezogen werden soll, wird kein Einzelfall bleiben. Erst heißt es, wir lösen alles mit flexiblen Arbeitszeitkonten, dann kommt Kurzarbeit und danach wird entlassen. Wir können heute überhaupt keinen Arbeitsplatz kampflos aufgeben. Solange die Sitze für die laufende Opel-Produktion nicht aus anderen Quellen geliefert werden, hat die Belegschaft gute Karten für einen Kampf. Kommt es zum Kampf, ist die Solidarität aller Opelaner herausgefordert. Heute wir - morgen ihr! Erfolgreich kämpfen können wir, wenn wir eine enge Zusammenarbeit herstellen mit den Opelanern im Werk, im Konzern und mit den Vertrauensleuten aller Gewerkschaften!