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3.000 bei Demonstration gegen die Schließung des Qimonda-Werkes Dresden

 3.000 bei Demonstration gegen die Schließung des Qimonda-Werkes Dresden
Demonstration in Dresden am 3. Februar 2009

04.02.09 - Sie waren alle gekommen, Beschäftigte von Qimonda und aus anderen Dresdner Betrieben, ihre Kinder, Freunde, Familien, Delegationen aus München, und ein Vertreter aus Portugal, um gestern am späten Nachmittag gegen die Schließung des Werkes zu protestieren. 3.000 Teilnehmer, dreimal so viel wie offiziell von der IG Metall erwartet. Viele phantasievolle Schilder und T-Shirts zeigten den Stolz auf ihre Arbeit, gerade auch von jungen Ingenieuren. Ein Transparent der IG-Metall-Vertrauensleute von Qimonda und Infineon forderte "Kampf für den Erhalt aller Arbeitsplätze - Gemeinsam und Konzernweit." Auf einem Transparent der Azubis war zu lesen: "Wir kämpfen um unsere Studien&Ausbildungsplätze". 

Aber es gab auch viele Mützen und T-Shirts und Hochglanztransparente, die offensichtlich vom Konzern noch eiligst zu Verfügung gestellt wurden und die Richtung des Hoffens auf die Rettung des "Standorts" und der Arbeitsplätze durch einen "neuen Investor" zum Ausdruck brachten. Es war eine kämpferische, widersprüchliche, trotzige, aber auch nachdenkliche Stimmung.

Power vor allem im Block der Azubis, die um ihre 250 Ausbildungsplätze kämpfen. Mitten drin die Montagsdemo Dresden. Die MLPD stellte allen ein offenes Mikrofon zur Verfügung, nutzte es selbst und bekundete ihre Solidarität auch mit einem Transparent an einer Fußgängerbrücke. Genossinnen und Genossen leisteten dabei eine intensive Überzeugungsarbeit für den Weg der Arbeiteroffensive. Das war auf der Demonstration allerdings noch eine Minderheitenposition!

Während sich der Demonstrationszug in Bewegung setzte, lief im Werk die 12-Stunden-Schicht wie gewohnt weiter. Das alles soll schon in acht Wochen vorbei sein? Die meisten können es gar nicht glauben: "Irgendwie wird es schon weiter gehen." Doch bereits in den Abendnachrichten wurde bekannt gegeben, das Qimonda das Werk in Richmond/USA mit 1.500 Beschäftigen schließen will. Die Produktion dort soll nach Dresden verlagert werden. Das bestätigt erneut: Die Insolvenz ist grundsätzlich eine Methode, den "lukrativen" Kern eines Konzerns zu erhalten bzw. eine Branche auf Kosten der Beschäftigten neu zu ordnen.

Die bekannte Losung "Kämpfen wie bei Opel - Streik, so lange noch Produktion läuft" leuchtete einigen Kollegen ein. Viele waren noch verunsichert. Auf sie wirkte die massive Propaganda, man dürfe durch Kampfmaßnahmen "keine potentiellen Investoren verschrecken". Der ganze Tenor der Organisatoren der Demonstration war auf Hoffnungen auf einen neuen Investor ausgerichtet.

Aus Furcht vor dem Geist der Arbeiteroffensive wurden sogar von der IG Metall eigens Security-Leute eingesetzt, um dafür zu sorgen, dass keine Flugblätter verteilt werden. Das wirkte zwar bei manchen Teilnehmern. Andere wurden dadurch erst recht herausgefordert und nahmen Flugblätter und Broschüren der MLPD erst recht und manche gaben extra eine relativ hohe Spende.

Wie die ganze Demonstration war auch die Abschlusskundgebung von der Furcht vor dem Geist der Arbeiteroffensive durchorganisiert. So durften kämpferische Kräfte der IG-Metall-Basis bei Qimonda und Vertreter der MLPD nicht zu Wort kommen. Ob Wirtschaftsminister Jurk (SPD), Hahn (Linkspartei) oder Vertreter von DBG und IG Metall - sie beschworen allesamt wortradikal den Ruf nach einem neuen Investor, um in einen noch schärferen Konkurrenzkampf zu den Halbleiter-Belegschaften in Korea oder Taiwan zu treten.

Das nützt den Profiten, aber für die Beschäftigten kann das keine Lösung sein. Viel Beifall gab es für die solidarischen Grüße vom Qimonda-Kollegen aus Portugal. Ein gemeinsamer Kampf über Ländergrenzen hinweg, die Spaltung überwinden und sich für den Weg entscheiden, gegen die Abwälzung der Krisenlasten in die Offensive zu gehen, das muss verarbeitet werden. Deshalb war es wichtig, dass die MLPD auf dieser Demonstration klar und deutlich die Position der Arbeiteroffensive vertrat.