Betrieb und Gewerkschaft

Streikaktionen der Lehrer: Da hat sich vieles aufgestaut

Streikaktionen der Lehrer: Da hat sich vieles aufgestaut

Hagen (Korrespondenz), 07.02.09: Langsam bekommen wir Übung. Allein in Nordrhein-Westfalen streikten am 5. Februar fast 3.000 Lehrer für unsere Forderung nach 8 Prozent mehr Gehalt. In Dortmund kamen über 400 aus dem gesamten Regierungsbezirk Arnsberg zusammen. Traditionell sind wir Lehrer eher "Einzelkämpfer". Hier aber spürt man den Schulterschluss. Endlich wird offen über die drastischen Gehaltsunterschiede gesprochen. Da sind die sogenannten "Seiteneinsteiger". Diese Kollegen haben beispielsweise Ausbildungen als Diplomsportlehrer, Fremdsprachenkorrespondenten oder Ingenieure. Sie arbeiten nach dem neuen Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst der Länder (TV-L) in befristeten Jahresverträgen für rund 1.000 Euro netto im Monat.

Für dieselbe Tätigkeit erhält ein beamteter Kollege oft bis zu 1.000 Euro mehr. Lange gab es eine kleinkarierte Aufrechnerei von unterschiedlichen Qualifikationen, Studien- und Ausbildungszeiten. Heute stößt die Forderung nach gleichem Lohn für gleiche Arbeit auf wachsende Unterstützung. Und es wächst die Bereitschaft, dafür auch zu kämpfen. Die Ablehnung der Länderseite, über die Forderung von 8 Prozent auch nur zu verhandeln, wird als eine einzige Provokation empfunden, vor allem angesichts der Milliarden, die an die Banken geflossen sind.

In der jetzigen Kampfbereitschaft entlädt sich auch all der Unmut über die gewachsenen Belastungen im Lehrerberuf. Da ist die Ausdehnung der Arbeitszeit, da sind die viel zu großen Klassen, die katastrophalen hygienischen Bedingungen in den Schulen, Verwaltungsarbeit und kein Ende, oft fehlende Arbeitsmöglichkeiten in den Schulgebäuden bei gleichzeitiger Ausdehnung der Ganztagsschulen.

In Dortmund zogen wir von unserem Streiklokal in der Nordstadt zur Anne-Frank-Gesamtschule und forderten dort die beamteten Kollegen zur Solidarität auf. An unseren jeweiligen Schulen versuchen wir diese Kollegen zu überzeugen, den ausfallenden Unterricht nicht zu vertreten. In vielen Klassen wird über die Lehrerstreiks diskutiert. Und nicht wenige Schüler sind der Meinung, dass die Verhältnisse an den Schulen viel mehr Thema in der Öffentlichkeit sein müssten. Wir sind gespannt auf unseren nächsten Höhepunkt, den 10. Februar, wo es eine landesweite Demonstration der Beschäftigten des öffentlichen Dienstes der Länder in Düsseldorf geben.