Betrieb und Gewerkschaft

Gestern der Schacht, heute Hertie

Gestern der Schacht, heute Hertie
Letzter Verkaufstag bei Hertie in Duisburg-Walsum

Duisburg (Korrespondenz), 13.02.09: Wut und Empörung herrschte gestern Abend vor der Hertie-Filiale in Duisburg-Walsum. Es war der letzte Verkaufstag. Ab heute sind vier von 73 Verkaufshäusern in Deutschland geschlossen. Bis 7. März sollen weitere 15 folgen. Für den Bergarbeiterstadtteil Walsum ist es "besonders grausam", meinten die rund 40 versammelten Leute. "Gestern der Schacht, heute Hertie, morgen die Post", titelt ein Flugblatt von Verdi.

Der WDR dreht eine Live-Übertragung für die Sendung "Lokalzeit". Nur am Rande kommen die kritischen Stimmen aus der Runde zu Wort. Anwesende Lokalgrößen der SPD versuchen, die Stimmung zu dämpfen. Der wirkliche Hintergrund wird hinter leeren Worten des Bedauerns ausgeblendet.

Das Kaufhaus gehörte dem Konzern Karstadt. Der hatte es neben 72 weiteren Filialen an einen britischen Investor verkauft. Dieser führte sie unter dem Namen "Hertie" weiter, mit völlig überhöhten Mieten. Jetzt wurde Insolvenz angemeldet. Die Immobilien wurden (wohl rechtzeitig!) ausgegliedert. Eine Schweizer Investgesellschaft hat sich nun zur "Rettung der restlichen 54 Filialen" angeboten. Aber nur unter der Vorgabe, dass die Geschäfte mehr Gewinn als bisher abwerfen und sie dafür Gelder aus Steuermitteln erhält!

Die Beschäftigten - auch in Walsum - sollen wohl als Druckmittel für die neuen Investoren herhalten. Mit Hoffnung auf einen neuen Investor sollen sie ruhig gehalten werden. Bis zur Kündigung sollen sie die Lager leerräumen. Ob sie dann noch Lohn kriegen, steht in den Sternen. Die MLPD hat sich mit ihnen solidarisch erklärt und angekündigt, sie zu beraten und ihnen den Rücken für den Kampf zu stärken.