Betrieb und Gewerkschaft

Opel Bochum: "Alle Werke in Europa müssten mitmachen!"

Bochum (Korrespondenz), 18.02.09: Wir haben heute den "rf-news"-Aufmacher zu GM/Opel und die MLPD-Broschüre "Banken und Konzerne sollen die Krisenlasten selbst bezahlen" an mehreren Toren von Opel Bochum verteilt. Ein großer Teil der Kollegen nahm interessiert das Flugblatt, mehrere hundert Broschüren wurden verteilt, oftmals gegen Spende. Wir waren gespannt darauf, wie die Nachricht von den von General Motors geplanten 47.000 Entlassungen bei den Kollegen aufgenommen wurde; wir wollten mit ihnen auch über unseren Vorschlag diskutieren, dass um den Erhalt der Arbeitsplätze mit aller Konsequenz gekämpft werden muss.

Wir hatten viele sehr lebhafte und interessante Auseinandersetzungen. "Abwarten", ob NRW-Ministerpräsident Jürgen Rüttgers in den USA oder vielleicht die Betriebsräte etwas erreichen; warten auf genauere Informationen - so denken noch die meisten Kollegen. Aber in dieses Zögern mischen sich viele Überlegungen, ob und wie man erfolgreich die Arbeitsplätze verteidigen kann. "Abwarten hat auch bei Nokia nichts genützt", meint ein Kollege.

"Wenn Streik, dann müssten alle Werke in Europa mitmachen, sonst bringt das nichts", so ein anderer. Viele werten ihre Erfahrungen vom selbständigen Streik im Jahr 2004 aus: "Wenn wir 2004 nicht gestreikt hätten, wären wir schon zu"; "Wenn wir kämpfen, ginge es aber jetzt anders zur Sache als 2004"; "Wir hätten 2004 gar nicht wieder reingehen sollen". "Angriff ist immer die beste Verteidigung", stimmt ein Kollege zu.

Nicht alle sind dieser Meinung. "Es ist sowieso alles zu spät", winkt einer resigniert ab. Mehrere berichten von der Angst, es wird offensichtlich von interessierter Seite gegen kämpferische Kräfte gehetzt: "Der erste, der hier den Mund aufmacht, fliegt raus." Und: "Wenn wir hier streiken, machen sie gleich ganz dicht." So argumentiert derzeit die Betriebsratsspitze, um die Belegschaften ruhig zu halten. Aber wenn gestreikt würde, würde das GM/Opel gerade in der scharfen Konkurrenz in der Krise empfindlich unter Druck setzen! Es gibt auch Werkschützer, die uns verjagen wollen und mit Polizei drohen - das trauen sie sich dann doch nicht.  

"Ja, wir müssen streiken. Es hängen ja auch alle anderen dran, der Bäcker, die Chemieindustrie, Stahl ... - einer muss anfangen!" Davon ist ein Kollege überzeugt. "Wir müssen was machen - aber wer soll das organisieren?" Tatsächlich müssen die Opelaner selbständig die Initiative ergreifen. Die MLPD hat schon 2004 gezeigt, dass sie fest an der Seite der Kollegen steht - das ist auch jetzt der Fall!