Top
"Es ist uns eine Ehre, dass der Politische Aschermittwoch zu seinen revolutionären Ursprüngen zurückkehrt"
26.02.09 - So fasste der Vorsitzende der MLPD, Stefan Engel, seinen kleinen Ausflug in die Geschichte des Politischen Aschermittwoch zusammen, mit dem er gestern Abend seine Rede vor rund 300 Besuchern im Kultursaal der "Horster Mitte" in Gelsenkirchen begann. Eingeladen hatte die MLPD zusammen mit der Wählerinitiative "Stefan Engel". Neben der interessanten Rede gab es auch satirische kulturelle Beiträge und Lieder zu Mitsingen.
Stefan Engel wies nach, dass der Politische Aschermittwoch nicht nur in Bayern oder gar nur bei der CSU aufgehoben ist, sondern seine Ursprünge in der Novemberrevolution von 1918/1919 hat: "Die Novemberrevolution bezog breite Massen der Bevölkerung in ganz Deutschland in den revolutionären Kampf mit ein. So auch den 'bayrischen Bauernbund' unter Führung der Gebrüder Ludwig und Karl Gandorfer aus Pfaffenhofen in Niederbayern. Dieser beteiligte sich aktiv am revolutionären Sturz der bayerischen Monarchie im November 1918.
Erstmals, an einem Aschermittwoch Anfang 1919, wurde von diesem revolutionären 'bayerischen Bauernbund' eine politische Aschermittwochs-Kundgebung durchgeführt. Dabei wurde kräftig gegen den gestürzten Kaiser, den König und die Militaristen vom Leder gezogen und eine revolutionäre Umwälzung der Gesellschaft gefordert. (..) Ob es den Herren Seehofer,
Westerwelle und all den heutigen Rednern wohl bewusst ist, in welch revolutionären Fußstapfen sie da mit ihren bürgerlichen Reden herum trampeln?"
Stefan Engel blieb natürlich nicht bei der Geschichtsbetrachtung stehen: "Es ist und bleibt dagegen
eine der vornehmsten Aufgaben
des politischen Aschermittwochs,
mit denen da oben abzurechnen!
Noch im Frühjahr letzten Jahres
sagte uns die Bundesregierung
einen lang anhaltenden Aufschwung bis 2020 voraus.
Irgendwann versprach man uns,
sollte er sogar
bei den Arbeitern,
bei den Arbeitslosen,
den geringfügig Beschäftigten,
den Rentnern,
oder der Jugend ankommen!
Die MLPD hat diese leeren Versprechungen zurückgewiesen
und schon seit längerem
vor der unausweichlichen Weltwirtschaftskrise gewarnt.
Der Hamburger Parteitag im Sommer 2008 hatte sogar seine Hauptaufgabe darin, die Partei auf die kommende Weltwirtschaftskrise und die damit zusammenhängenden Klassenauseinandersetzungen einzustellen. Es lagen nur wenige Wochen zwischen dem Hamburger Parteitag und jener Septemberwoche, als die fünf größten Investmentbanken der USA binnen einer Woche von der Bildfläche verschwanden und eine Weltfinanzkrise auslösten. Diese Weltfinanzkrise hat eine weltweite Börsenkrise nach sich gezogen und wurde zum Auslöser einer neuen Weltwirtschaftskrise, die alle bisherigen Krisen des Kapitalismus, in den letzten 200 Jahren, an Umfang und Tiefe in den Schatten stellen wird."
Das war der Auftakt zu einer schonungslosen Abrechnung mit dem kapitalistischen System und seinen Regierungspolitikern, die gegenwärtig wie "auf einem Vulkan" sitzen, der "jederzeit losbrechen kann". Auch komplizierte wirtschaftliche Zusammenhänge wurden da in verständlicher und witziger Weise auseinander genommen.
Am Ende stand das Resümee: "Wir müssen die Krise nutzen, um uns Gedanken über die Untauglichkeit des kapitalistischen Systems und über den entschiedenen Kampf für den echten Sozialismus zu machen. Das ist der Grund, warum die MLPD zur Bundestagswahl 2009 angetreten ist. Die Diskussion für den echten Sozialismus muss fester Bestandteil der jetzt laufenden gesellschaftlichen Debatte sein. Alle anderen Vorschläge sind zu kurz gegriffen."
Veranstaltungen der MLPD zum Politischen Aschermittwoch gab es auch im bayerischen Ingolstadt und im schwäbischen Stuttgart. Aus Ingolstadt wird berichtet: "'Eindrücklich, aber niemals langweilig', so Stimmen der rund 55 Teilnehmer in der Sportgaststätte Nord aus verschiedenen Städten Bayerns. Neben neuen und traditionellen Liedern aus der Arbeiterbewegung war das Programm diesmal besonders von der Jugend geprägt, mit Musik, Sketch und weiteren Einlagen des Jugendverbands REBELL. Kurt Faltlhauser, der ehemalige bayerische Finanzminister und im Vorstand des Milliardengrabs Bayerische Landesbank, hatte seinen besonderen Auftritt. 'Er ist der Kurt – Wo ist das Geld? – Das Geld ist furt', skandierten die Besucher. Ein weiterer Höhepunkt war die Vorstellung der Kandidaten der MLPD/Offene Liste, kräftig unterstützt und beklatscht vom Publikum. Fast alle waren da und zeigten in ihrer persönlichen Kurzvorstellung ein breites Spektrum an Erfahrungen und Anliegen unserer neuen Politiker."
Auch in Stuttgart herrschte zünftige Stimmung: "Die Cannstatter Brunnenweible, die traditionell am Aschermittwoch ihre (fast) leeren Geldbeutel am Brunnen auswaschen, fanden sich mit ihrem Wehklagen im Arbeiterbildungszentrum Süd in Stuttgart ein. Doch sie wollten nicht nur heulen und zähneklappern, sondern freuten sich wie die 200 Besucher über die deftige Rede von Peter Borgwardt, Spitzenkandidat der MLPD-Landesliste zur Bundestagswahl. Bei Schlachtplatte, Leberkäse und Fassbier verstand er es, mit seiner angriffslustigen Rhetorik die Besucher zu begeistern. Der hervorragende Service tat ein Übriges für eine hervorragende Stimmung. Umrahmt wurde das Programm vom Vortrag der eines Buschtrommelduos und der Wahlkampfhymne: 'Power to the people!'"