Betrieb und Gewerkschaft

GM/Opel-Aktionstag: "Das war erst der Anfang"

GM/Opel-Aktionstag: "Das war erst der Anfang"
Demonstration in Rüsselsheim mit Delegation der Bochumer Opelaner

26.02.09 - Vom heutigen GM/Opel-Aktionstag berichtet ein Korrespondent aus Rüsselsheim: "Nach Angaben der IGM-VK-Leitung von Opel Rüsselsheim beteiligten sich ca. 15 000 Menschen an der Kundgebung von 11.00 bis 13.00 Uhr vor dem 'Adam Opel Haus'. Nicht nur Rüsselsheimer Opelaner und Angehörige, mit Trommelwirbel und Applaus wurden begrüßt: ca. 500 Kollegen und Angehörige von Opel aus Bochum und eine Delegation von VW Baunatal waren gekommen. Leiharbeiter-Kollegen von SCR waren ebenfalls vertreten. Sie kämpfen für die Übernahme des IGM-Tarifs in ihrer Abteilung. Auch Kollegen von EDS und Zulieferbetrieben waren gekommen.

Richtig Begeisterung kam auf, als alle am Aktionstag beteiligten GM-Standorte und Länder aufgeführt wurden: in Spanien, England, Frankreich, Belgien, Schweden auch in Russland und Rumänien führen die Belegschaften heute Kundgebungen und Arbeitsniederlegungen für den Erhalt ihrer Arbeitsplätze durch. Außer in Rüsselsheim finden auch in Eisenach und Kaiserslautern Kundgebungen statt. Die Angst der Herrschenden vor einer einheitlich kämpfenden internationalen Arbeiterklasse sitzt tief.

Es wurde deshalb viel 'Prominenz' aufgeboten, um die Widersprüche zu dämpfen und auf den vermeintlichen Rettungsanker eines 'Europäischen Autokonzerns Opel/Vauxhall' hinzuorientieren. Dafür machten sich der IGM-Vorsitzende Bertold Huber und SPD-Kanzlerkandidat Frank-Walter Steinmeier stark. Da traf der neueste Ausgabe der Konzernzeitung von Kollegen für Kollegen in ganz Deutschland, 'Der Blitz', ins Schwarze. Sie führt spöttisch die vielen 'Helfer' der Opel-Kollegen auf, die allesamt etwas von den Kollegen haben wollen: Arbeitsplätze und Geld. Der Applaus dafür hielt sich trotz der Trommel-Unterstützung sehr in Grenzen.

Ansonsten war die sehr stille, nachdenkliche Stimmung der Kollegen auffällig. Vertreter der MLPD führten viele Gespräche mit Kollegen. Ein älterer Kollege fragte: 'Es kann doch nicht die Zukunft unserer Kinder sein, dass sie für 7 oder 5 Euro Stundenlohn im ganzen Bundesgebiet herumreisen müssen um den Lebensunterhalt zu verdienen?' Immer wieder tauchte die nur vage Hoffnung in Bürgschaften und eine Ausgliederung aus dem GM-Konzern auf. Aber bei den ersten Hinweisen zu ihren bisherigen Erfahrungen mit den Standortsicherungsverträgen kamen sofort Zweifel und Kritik auf.

Wie ein roter Faden zog sich die Frage durch die Gespräche: 'Kann und muss man sogar in der Krise kämpfen?' Schon gestern wurden bei einem Betriebseinsatz hunderte Broschüren 'Banken und Konzerne sollen die Krisenlasten selbst bezahlen!' gegen Spenden an Kollegen verteilt. Heute kamen nochmals mehrere hundert hinzu. Vielen Kollegen ist klar, dieser GM/Opel-Aktionstag heute kann nur ein Anfang gewesen im Kampf um die Arbeitsplätze sein."

Opel EisenachAus Eisenach wird berichtet: "Es waren rund 1.000 Leute auf dem Markt, auch von Zulieferbetrieben, obwohl nur zwei Tage Zeit waren, um während der Kurzarbeitswoche alle zuhause zu erreichen. Viele Leute hatten rumtelefoniert, Tausende Zettel verteilt, um alle zu mobilisieren. Die Reden der Prominenten auf der Bühne wurden mit sehr viel Verhaltenheit aufgenommen, es herrschte eine sehr nachdenkliche Stimmung unter den Kollegen, sie haben sich mehr untereinander beraten, statt den Reden zuzuhören. Viele haben noch Hoffnung, dass ein europäischer Opel-Betrieb Rettung bringt. Andererseits sind sie skeptisch und sagen, das was hier abläuft in der Wirtschaftskrise, ist Krieg auf 'unsere Kosten'. Das einzige inhaltliche Transparent war von Kollegen selbst gemacht: 'Opelaner: Kämpfen statt verzichten!'"

Und aus Kaiserslautern berichtet ein Telefonkorrespondent: "5.000 sind hier bei einer kämpferischen Demonstration vom Hauptbahnhof zum Platz vor der Stiftskirche marschiert. Die Demo zog sich durch die ganze Stadt. Alle 3.500 Opelaner aus dem Werk waren da. Auch Schülerinnen und Schüler waren aktiv dabei. Auffallend waren die vielen Unterstützer aus anderen Betrieben und dafür gab es viel Beifall."