Betrieb und Gewerkschaft
Mannesmann-Kollegen vor dem Tor gegen drohende Entlassungen
Mülheim (Korrespondenz), 24.02.09: Nachdenkliche Gesichter und aufmerksame Zuhörer gab es letzten Freitag vor dem Tor des Röhrenherstellers Valourec-Mannesmann in Mülheim. Ca. 250 Kollegen waren einer "Einladung" des Betriebsratsvorsitzenden gefolgt, der seine Information der Belegschaft dorthin verlegt hatte. In seinem Bericht sagte er, die Geschäftsführung habe Entlassungen vor, weil sich die für 2009 geplante Tonnenleistung durch den Rückgang der Aufträge gegenüber dem Vorjahr halbiert habe.
Auch die bisher von der Belegschaft angesparten 300.000 Stunden, die wie ein zinsloser Kredit für die Geschäftsleitung sind, könnten diesen Rückgang nicht auffangen. Nach dem Willen der Geschäftsleitung soll es im Juni die ersten Entlassungen geben. Der Betriebsratsvorsitzende: "Eine solchen drastischen Auftragseinbruch habe ich in 40 Jahren noch nicht erlebt."
Seine besondere Sorge galt den Kollegen mit zeitlich befristeten Arbeitsverträgen. Sie sind noch nicht lang genug bei V+M beschäftigt, um jetzt ALG I zu beziehen, sondern würden gleich in Hartz IV fallen. Damit bezog der Betriebsratsvorsitzende Leiharbeiter und Kollegen mit Zeitverträgen ausdrücklich in die Belegschaft und ihren Kampf um den Erhalt der Arbeitsplätze mit ein. Das stärkte den Zusammenhalt - wie auch die gesamte Aktion vor dem Tor.
Was er aber der Belegschaft und der Geschäftsleitung als Lösung vorzuschlagen hatte, ging in eine andere Richtung: Erst qualifizieren, danach Kurzarbeit und dann erst Entlassungen statt umgekehrt, wie es die Konzernzentrale in Düsseldorf verlangt. Als Alternative zu diesem Weg gab es die neue Broschüre der MLPD "Banken und Konzerne sollen die Krisenlasten selbst bezahlen" und das Plakat "30-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich". Und kurze Gespräche mit Kollegen dazu. Die Kollegen werden einiges zu klären haben, um einen harten Kampf um ihre Arbeitsplätze zu führen.