Betrieb und Gewerkschaft

Stahlarbeiter gehen auf die Straße

Duisburg (Korrespondenz),25.02.09: Für Donnerstag, den 26. Februar, rufen Betriebsrat von ThyssenKrupp Steel und IG Metall anlässlich einer außerordentlichen Aufsichtsratssitzung um 15.00 Uhr zu einer öffentlichen Betriebsversammlung und Protestkundgebung vor dem Verwaltungsgebäude, Kaiser-Wilhelmstraße 100, auf. Bisher gab es bereits zwei Protestaktionen von 150 bis 200 Vertrauensleuten und Kollegen bei ThyssenKrupp Steel in Duisburg.

Der Protest richtet sich gegen ein vom Vorstand geplantes "Kostensenkungsprogramm". Im Stahlbereich sollen einmalig im laufenden Geschäftsjahr 424 Millionen Euro und nachhaltig bis 2010 nochmals 340 Millionen "eingespart" werden. Das ist eine Kriegserklärung an die Belegschaft und so sehen das auch viele Kollegen. Die Einsparung soll unter anderem durch die Vernichtung von 1.500 Arbeitsplätzen erreicht werden.

Dabei betonte der Vorstandsvorsitzende Ekkehard Schulz, dass "betriebsbedingte Kündigungen nicht ausgeschlossen" sind. Mit der breiten Einführung von Kurzarbeit und dem Kostensenkungsprogramm sollen die Gewinne auf Kosten der Belegschaft gesichert werden. Trotz des massiven Auftragseinbruchs wurde im ersten Quartal ca. 240 Millionen Euro Gewinn gemacht. ThyssenKrupp will mit diesen Maßnahmen gestärkt im internationalen Konkurrenzkampf aus der Krise heraus gehen.

Allerdings trauen sie sich nicht, die Katze aus dem Sack zu lassen und fürchten die Reaktion der Belegschaft. Man muss davon ausgehen, dass als erstes ein Kaltwalzwerk vorübergehend oder ganz geschlossen wird. Gerade in diesem Bereich sind die Auswirkungen des Produktionsrückgangs am schärfsten. Es gibt hier auch schon Anträge, dass dort mehr als die vereinbarten fünf Tage Kurzarbeit gefahren werden sollen.

Die Kollegen sehen es nicht ein, dass sie die Krisenlasten schultern sollen, noch dazu, wo offensichtlich gleichzeitig Gewinne gemacht werden. Es ist eine Bereitschaft spürbar, gegen diese Kriegserklärung zu kämpfen und auch die Brocken hinzuschmeißen. Die Milliardengewinne der letzten Jahre haben die Kollegen gut in Erinnerung. Es kommen Fehlausgaben des Vorstands im letzten Jahr von über 6 Milliarden Euro dazu, wofür die Kollegen zur Kasse gebeten werden sollen.

Offiziell gilt der Aufruf für alle sieben Standorte von TKS. In den verschiedenen Betrieben wird aber von Gewerkschaftsfunktionären der Aufruf mit wenig Engagement unterstützt und zum Teil auch hintertrieben. Heute morgen hat die konzernweite Kollegenzeitung "Stahlkocher" den Aufruf an allen Betrieben bekannt gemacht.