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Internationaler Frauentag
08.03.09 - Der nordrheinwestfälische Familienminister Armin Laschet (CDU) ist der Auffassung, dass der Internationale Frauentag "keineswegs überflüssig geworden" sei. In seiner Partei, der CDU, habe man erkannt, dass Frauen und Männer gleichgestellt sein müssten, betonte Laschet. Das erlebe er bei den Aufstellungen zu jeder Liste, wo fast jeder darauf achte, dass Frauen auch vertreten seien: "Und wenn sie nicht vertreten sind, hat man mindestens ein schlechtes Gewissen." Das sei schon ein Gewinn!
Frauen auf Listenplätzen der bürgerlichen Parteien, eine Frau als Kanzlerin der Krisenkoalition - dies betrachten zahlreiche Frauen und Männer, Initiativen und Verbände, Frauenorganisationen und überparteiliche Aktionseinheiten anlässlich des Internationalen Frauentags keineswegs als Gewinn. So ruft die "Koordinierungsgruppe NRW-weite Bündelung der Proteste gegen die Kürzungspolitik der Landesregierung im Kinder-, Jugend-, Frauen- und Familienbereich" anlässlich des 8. März zum weiteren Widerstand gegen ein Gesetz auf, das direkt aus Laschets Ministerium kommt: "7 Monate KiBiz - das Gesetz ist einfach eine Katastrophe und eine Zerreißprobe".
In Kempten waren Verdi, der Frauenverband Courage, Amnesty International, das örtliche Frauenzentrum und die MLPD mit gemeinsamen Veranstaltungen am Internationalen Frauentag aktiv. "Der Internationale Frauentag steht in einer Tradition, auf die wir wahrlich stolz sein können und die verpflichtet", sagte eine Rednerin. "Entgegen den Versuchen von Medien und Politik, ihm einen unpolitischen Anstrich zu geben und ihn zu einer Art zweitem Muttertag verkümmern zu lassen. Damit sind wir nicht einverstanden. Denn auch heute, nach fast 100 Jahren haben Frauen immer noch allen Grund, am internationalen Frauentag auf die Straße zu gehen. (...) Laut Unicef wird mit einem Ansteigen der Kindersterblichkeit um 200.000 bis 400.000 als direkte Folge der Abwälzung der Krisenlasten auf die Ärmsten der Armen gerechnet."
Aus Wuppertal berichtet eine Korrespondenz an "rf-news": "100 aktiv Beteiligte und mehrere Hundert Passanten waren bei der kämpferischen und bunten Straßenaktion zum Internationalen Frauentag dabei. Aufgerufen und gemeinsam vorbereitet haben die Aktion: AGIF, Frauenverband Courage Wuppertal, KARAWANE für die Rechte der Flüchtlinge und Migranten, MLPD Bergisch Land, Montagsdemo Wuppertal, Palästinensische Gemeinde, Tamilische Frauenorganisation Deutschland e.v. und Komjing (eine kurdische Frauenorganisation). Eine Trommelgruppe (Migranten aus Ghana, Kongo und Sierra Leone) trommelten die Frauen und Mädchen zusammen. Zahlreiche Redebeiträge setzten sich mit der Situation der Frauen weltweit auseinander.
Besonders beeindruckend der Aufruf der tamilischen Frauen und Mädchen zur Solidarität. Das tamilische Volk wird brutal unterdrückt und ermordert. Besonders sind auch hier Frauen und Kinder betroffen. Regen Zulauf fand auch der Informationsstand der MLPD, wo vor allem die Frage der Weltwirtschaftskrise und der Alternative zum Kapitalismus im Mittelpunkt der Diskussionen stand. Alle beteiligten Gruppen waren stolz auf diese erfolgreiche, überparteilich organisierte Straßenaktion, die viele Passanten erreicht und große Zustimmung gefunden hat. Schon in der Vorbereitungszeit wurden viele neue Freundschaften geknüpft. Es trugen sich einige Interessentinnen für die gemeinsame Vorbereitung der Weltfrauenkonferenz der Basisfrauen in Venezuela ein."
Aus Mülheim wird berichtet vom internationalen Frauentag berichtet: „Das 'Aktionsbündnis Internationaler Frauentag in Mülheim' war unüberhörbar. Bei - glücklicherweise - trockenem Wetter füllte sich die Fußgängerzone und interessiert blieben Passanten stehen und hörten den engagierten Redebeiträgen am offenem Mikrofon zu. Da ging es um zunehmende Sonntagsarbeit im Einzelhandel, Ausdehnung der Nachtschicht und Minderbezahlung, marode Schultoiletten und zuwenig Kitaplätze. Angesichts der Wirtschaftskrise wurde auch die Frage aufgeworfen, ob wir in der Krise kämpfen können, ja und ob! Aber diskutiert wurde auch, mit welcher Perspektive kämpfen wir Frauen; wenn wir gemeinsam mit den Männern nachhaltig unsere Lage verbessern wollen, müssen wir über dieses Gesellschaftssystem hinausdenken und für den echten Sozialismus eintreten! Sich über Ländergrenzen hinweg zusammenzuschließen, und das Projekt 'Weltfrauenkonferenz der Basisfrauen 2011 in Venezuela' unterstützen, dieser Gedanke stieß auf Interesse.
Beteiligt waren der Frauenverband Courage, das kommunale Bündnis WIR AUS Mülheim, die MLPD und etliche Einzelfrauen. Das gemeinsame Auftreten wirkte anziehend. Die Lokalzeitung NRZ hatte zwei junge Redakteure geschickt, für sie war es etwas ganz neues, sich mit der Frauenbewegung zu befassen. Ein wichtiges Anliegen war uns auch die Solidarität mit Emmely, der unter fadenscheinigem Vorwand gekündigten Kassiererin bei Kaisers-Tengelmann, dem Konzern, der in Mülheim seinen Sitz hat und dessen Seniorchef Erivan Haub auch noch vom Stadtrat geehrt wurde. Ein Solidaritätsbrief an Emmely wurde verlesen."
In Berlin gab es auf Initiative einer Moabiter Frauengruppe, des Frauenverbands Courage und der MLPD eine gut hör- und sichtbare kämpferische Aktion zum Internationalen Frauentag 2009 vor dem Rathaus Tiergarten: "Es gab Infostände von sozialen Einrichtungen, der MLPD und Courage und Kunsthandwerk von people-to people. Das Feiern und vor allem sich-kennenlernen und klönen kam auch nicht zu kurz. Courage hatte neben dem leckeren Kuchenbuffet viele interessante Beiträge, wie die Solidarität mit der Kassiererin 'Emmely' oder eine Unterschriftensammlung für die Kurdin Leyla Zana. Toll war die Beteiligung mit zeitweise 100 Leuten, meist Frauen. Und das, obwohl es seit Jahren erst die zweite öffentliche Aktion in diesem Stadtteil war. Das offene Mikrofon war hier auch was Neues und es entstand zeitweilig eine richtige Diskussion über niedrige Löhne von Frauen. Eine hatte mit zwei Jobs weniger als Hartz IV. Mädchen und junge Frauen von zwei Jugendzentren stellten sich vor."
Weltweit treten am 8. März, dem internationalen Frauentag, Frauen, Mädchen und Männer für Frauenrechte und -befreiung ein. Für die Frauenbewegung im Iran ist der heutige 8. März ein wichtiger Jahrestag. Am 8. März 1979 versammelten sich mehr als 10.000 Iranerinnen auf dem Gelände der Universität in Teheran und demonstrieren gegen frauenfeindliche Bestrebungen des Khomeini-Regimes: "Wir haben gegen eine Diktatur gekämpft, wir wollen keine andere!"
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