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Opel-"Sanierungsplan": Das entspricht 1:1 den Plänen aus Detroit
03.03.09 - Gestern wurde der "Opel-Sanierungsplan" von den Chefs von General Motors Europe und Opel, Carl-Peter Forster und Hans Demant, sowie dem Betriebsratsvorsitzenden Klaus Franz bei Wirtschaftsminister zu Guttenberg vorgestellt. Knapp eine Milliarde Euro soll aus der Belegschaft erpresst werden, zudem sollen 3,3 Milliarden Euro an staatlicher Unterstützung fließen und weitere Investoren gewonnen werden. Was genau damit gemeint ist, darüber schweigt sich die Konzernspitze bisher aus.
Der hessische IG-Metall-Bezirksleiter und Opel-Aufsichtsratsmitglied Armin Schild hatte den Plan bereits letzte Woche als "richtig, wichtig und zugleich überfällig" bezeichnet, "da er die Grundlage für das Überleben von Opel als europäischem Autokonzern" schaffe. Entscheidend dafür ist laut der Mediensprachregelung eine "weitgehende Lostrennung" des Opelkonzerns von GM. Tatsächlich wird aber das bestimmende Aktienpaket (50 bis 75 Prozent) bei GM bleiben.
Es ist deshalb ein Mythos, dass der GM-Zentrale in Detroit irgend etwas zu Gunsten der Beschäftigten abgerungen worden sei. Es entspricht im Gegenteil der Konzernpolitik, nach der von allen Staaten, in denen GM Standorte hat, massive Subventionen gefordert werden. Denn zumindest in Deutschland ist die Voraussetzung dafür, dass die Konzernmutter Anteile an Opel zum Verkauf freigibt.
Der ganze Streit um ein "tragfähiges Konzept" bedeutet nichts anderes als die Einstellung auf eine neue Stufe der Ausbeutung bei Opel. Wirtschaftsminister zu Guttenberg hat keinen Zweifel daran gelassen, worin er den Weg der Sanierung sieht: "Ich möchte mit einem weit verbreiteten Irrglauben aufräumen: Das Eingreifen des Staates in ein Unternehmen schützt nicht vor Arbeitsplatzabbau", sagte er in ungewohnt deutlicher Art der "Bild am Sonntag".
Laut "Süddeutscher Zeitung" kann das "Sanierungskonzept" bis zu 11.000 Stellen in Europa kosten. Die Rede ist von der Streichung von 1.600 Stellen in Bochum und 1.100 in Rüsselsheim. Weitere Bestandteile des "Zukunftskonzepts" sind angeblich der Verkauf der Werke Eisenach und Trollhättan und die Schließung des Werks in Antwerpen.
"rf-news" befragte die Opel-Betriebsrätin Annegret Gärtner-Leymann:
rf-news: "Wie schätzt du die Stimmung unter den Kollegen ein? Knapp eine Milliarde Euro sollen aus ihr heraus gepresst werden. Das wird dann als angebliche Sanierung verkauft."
Annegret Gärtner-Leymann: "Die Kollegen ziehen den Vergleich zu Nokia. Dort waren der Belegschaft Sparprogramme aufgedrückt worden. Viele hatten damals gehofft, damit eine Schließung zu verhindern. Und bei uns gab es ebenfalls mehrere Sparprogramme. Die Kollegen sind deshalb äußerst skeptisch, wobei eine gewisse Hoffnung in die staatlichen Bürgschaften besteht. Da der Vorstand stets meint, es sei kein Geld für Abfindungen vorhanden, könnte es durchaus sein, dass Bürgschaften und Staatskredite zum Personalabbau eingesetzt werden."
rf-news: "Warum halten sich die Manager von Opel und Politiker mit konkreten Aussagen und Fakten zu den Plänen und Maßnahmen so zurück?"
Annegret Gärtner-Leymann: "Sie trauen sich nicht, das den Belegschaften direkt zu sagen, sondern versuchen möglichst, es ihnen schonend beizubringen. Sie haben wohl zu viel Respekt vor der Kampfkraft der Opelaner!"