Politik

Das riskante Spiel mit den Atomabfällen

09.03.09 - Nach den Gefahren mit dem Atommüll-Lager Asse II, das Stück für Stück absäuft, gibt es jetzt die neuste Meldung, wie "sicher" die Atommüllzwischen- und Endlagerung ist: Auch im Salzstock Gorleben gibt es Wasserzutritt. Jetzt wurde bekannt, dass 160.000 Liter fossile (Jahrmillionen alte) Lauge zugeflossen sind. Und das in ein Salzbergwerk, das von der Atomindustrie und ihren Freunden in den verschiedenen Regierungen stets als trocken und damit bestens geeignet als Endlager gepriesen wurde.

Die wasserführenden Gesteinsschichten reichen bis 50 Meter an die Erkundungsstollen heran. Mit dem Laugeneinbruch besteht die Gefahr, dass einige Salzarten auf die Feuchtigkeit mit einer Ausdehnung um bis zu 50 Prozent reagieren, andere lösen sich schlichtweg auf. Damit besteht die Gefahr, dass es zu Abbrüchen und Rissen kommt. 

Ganz neu ist dieses Gefahrenpotential jedoch nicht: schon in einer Broschüre des Bundesamts für Strahlenschutz (Betreiber des Gorleben-Projekts) aus dem Jahr 2005 hieß es, dass in der 840 Meter tiefen Sohle an mehreren Stellen Laugen aufgetreten sind - in einem Fall mehr als 100.000 Liter. "Wir wollen verhindern, dass sich nach dem Desaster in Morsleben und ASSE II mit dem Festhalten an Gorleben ASSE III anbahnt", schreibt die Bürgerinitiative Lüchow-Dannenberg in einer Pressemitteilung von gestern. 

Jetzt meldet ein Sprecher des Bundesamts für Strahlenschutz zu Wort und verkündet, dass zwar weitere Wasserzuflüsse nicht auszuschließen seien, aber dass die bisher auftretenden Mengen nur ein "winziger Bruchteil der Asse-Zuflüsse" seien, wo schließlich täglich 12.000 Liter eindringen ("Frankfurter Rundschau", 9.3.09). Sehr beruhigend zu wissen, dass das Gefährdungspotential von Asse II viel größer ist! 

Die End- und Zwischenlagerung von radioaktiv verseuchtem Müll wurde über Jahrzehnte als mehr oder weniger "gelöst" dargestellt. Jetzt zeigt sich, was die Atomindustrie darunter versteht: absaufende Salzstöcke mit der Inkaufnahme der Gefährdung von Mensch und Umwelt! Dagegen ist aktiver Widerstand notwendig. Am 26. Februar demonstrierten 15.000 Menschen gegen die Atommülleinlagerung in Asse II und forderten "Licht ins Dunkel" der Desinformation, Verharmlosung und Beschwichtigungspolitik zu bringen.

Und auch aktuell richtet sich der Protest der Bürgerinitiative Lüchow-Dannenberg gegen die Vertuschung: "Die Frage sei, so ein BI-Sprecher, was aus dem ASSE-Dilemma von den zuständigen Behörden und Politikern gelernt wurde: 'Vertuschen und Schönreden hat kurze Beine, wir fordern schonungslose Aufklärung.'"

Seit Jahrzehnten wird Atommüll in und um Braunschweig in alte Schächte gekippt und verseucht nun langsam aber sicher das Grundwasser. Doch die Profitgier einer kleinen Gruppe internationaler Konzerne geht nicht nur skrupellos über die Gefährdung der Gesundheit und der Lebensgrundlagen der Bevölkerung hinweg. Obwohl nach Berechnungen von Greenpeace gut zwei Drittel der Radioaktivität im maroden Atommülllager Asse II auf das Konto der Stromkonzerne (Vattenfall, EnBW, RWE…) gehen, weigern diese sich, auch nur einen Cent der mit 2,5 Milliarden Euro veranschlagten Kosten für die Instandsetzung/Sanierung  von Asse zu bezahlen.  

Die MLPD fordert, dass das Verursacherprinzip gelten muss und die dringend notwendigen Maßnahmen zur Rettung der Umwelt auf Kosten der Profite erkämpft werden müssen. 

Mehr Informationen zu den umweltpolitischen Standpunkten der MLPD: Klimaschutzprogramm der MLPD (erhältlich bei der Bundesgeschäftsstelle der MLPD), Broschüre "Rettet die Umwelt vor der Profitgier!" zur umweltpolitischen Linie der MLPD (erhältlich bei: www.people-to-people.de)