Betrieb und Gewerkschaft
Streikbereitschaft lässt Lufthansa-Vorstand einknicken
11.03.09 - Bei der Urabstimmung der Gewerkschaft UFO (Unabhängige Flugbegleiter Organisation) stimmten in den letzten zwei Wochen 96 Prozent der Abstimmenden für Streik, das entspricht 78 Prozent der Mitglieder. Das war die erste Urabstimmung in der Geschichte dieser Gewerkschaft, wie der Vorsitzende der Gewerkschaft UFO, Wolfgang Heriban, gegenüber "rf-news" erklärte. Diese Streikbereitschaft ließ den Vorstand von Lufthansa einknicken.
Das Ergebnis: Die Einkommen der rund 16.000 Flugbegleiter steigen rückwirkend ab 1.1.2009 um 4,2 Prozent, die Laufzeit beträgt 14 Monate. Beschäftigte in den Einstiegsgehaltsstufen erhalten 100 Euro pro Monat mehr. Erstritten wurden zusätzliche Gehaltsverbesserungen, Einmalzahlungen und vor allem bessere Arbeitsbedingungen (z.B. längere Pausenzeiten, teilweise Rücknahme der Arbeitszeitverlängerung von 2005).
Die ursprünglichen Forderungen hatten einen Umfang von 15 Prozent, Lufthansa bezifferte nun den Abschluss insgesamt mit 10 Prozent. Diese Zugeständnisse sind bemerkenswert im Umfeld des Trommelfeuers der Verzichtspropaganda in der Weltwirtschaftskrise. Sie waren nur möglich, weil befürchtet wurde, dass ein Streik ein Signal hätte werden können.
Lufthansa hatte versucht, mit dem Hinweis auf die Wirtschaftskrise einen Lohnverzicht durchzusetzen. Innerhalb der UFO setzte sich jedoch der Standpunkt durch, sich nicht einschüchtern zu lassen. Über das Ergebnis soll nun eine zweite Urabstimmung stattfinden. Gut für die Einheit der Beschäftigten ist, dass sich die Gewerkschaft Ver.di jetzt diesem Tarifabschluss anschloss.
"Streikgefahr gebannt", so oder ähnlich lauten nun die Überschriften bürgerlicher Zeitungen und drücken die Angst der Herrschenden vor einem Streik aus. In der Wirtschaftskrise fürchten die Konzerne Arbeitskämpfe, denn diese durchkreuzen ihre Pläne, die Krisenlasten auf dem Rücken der Beschäftigten abzuladen. Noch viel mehr fürchten sie, dass sich der Gedanke verbreitet, dass gerade in der Krise gekämpft werden muss und kann und dass sich daraus ein offensiv geführter Klassenkampf entwickelt.
Gegenwärtig stehen viele Belegschaften vor solchen Auseinandersetzungen - in Tarifrunden wie bei Stahl oder auch in großen Monopolbetrieben wie bei Opel. Für sie kann die kämpferische Haltung der Lufthansa-Kollegen ein Ansporn sein, in die Offensive zu gehen.