Top

Demonstration der Dresdner Qimonda-Beschäftigten: Intensives Ringen um weiteren Weg des Kampfs

Demonstration der Dresdner Qimonda-Beschäftigten: Intensives Ringen um weiteren Weg des Kampfs
Bild von der Demonstration der Dresdner Qimonda-Kollegen am 18. Februar

21.03.09 - Etwa 1.500 Kollegen waren am Donnerstag dem Aufruf der IG-Metall-Verwaltungsstelle und des Betriebsrats von Qimonda zur dritten Demonstration gefolgt (siehe auch "rf-news"-Bericht vom 21.2.09). Am Vorabend wurde zum Schichtwechsel eine Extraausgabe der Kollegenzeitung "Elektropower" mit der Überschrift "Das Heft selbst in die Hand nehmen!" verteilt. Einige Kollegen kamen bereits von ihrer letzten Schicht. Ein Korrespondent berichtet aus Dresden:

"Mehr und mehr Kollegen beginnen, die bisherigen Kampferfahrungen zu verarbeiten. 'Wir hätten streiken sollen', ist eine Schlussfolgerung, für die es allerdings noch keineswegs zu spät ist. So vertrat auch die MLPD Dresden auf der Demonstration den Standpunkt, dass der entschiedene Kampf um jeden Arbeitsplatz aufgenommen werden muss. Die Kollegen waren deutlich offener und gesprächsbereiter als bei den vorangegangenen Demonstrationen. Von einer Debatte im sächsischen Landtag erwarteten sie nicht viel und eigentlich rechnet jeder damit, dass nächste Woche der Großteil der bis vor einigen Wochen noch 3.000 Beschäftigten in eine Transfergesellschaft abgeschoben wird.

Einen selbständigen Kampf trauen sie sich aber noch nicht zu, auch wenn mancher bewundernd auf Generalstreik in Frankreich schaut. Die Dramaturgie der Demonstration war vollständig darauf ausgerichtet, den Blick auf die Regierungen und die Tätigkeit des Insolvenzverwalters zu lenken, um bereits enttäuschte Hoffnungen wiederzubeleben. Es sprachen allein zwei Landesminister und 'zufällig' lief Ministerpräsident Stanislaw Tillich auf dem Weg zum Landtag über den Platz und ergriff 'spontan' das Wort. Er erhielt allerdings auch etliche Pfiffe und Buh-Rufe, denn die Kollegen spüren eigentlich längst, dass von Seiten der bürgerlichen Politiker nur heuchelnde Anteilnahme kommt.

Umso mehr wird über die Ursachen diskutiert, dass ein Werk, das unmittelbar vor einer revolutionären Neuerung in der Chipproduktion steht, geschlossen wird. Funktionäre der IG-Metall-Verwaltungsstelle hatten wieder eine Security-Firma beauftragt, die Demonstration zu begleiten. Sie versuchten - allerdings erfolglos - mit Hilfe des Hausherrn Sächsicher Landtag zu verhindern, dass die Zeitung 'Elektropower' verteilt wird.

Die MLPD, der bei der letzten Demonstration ausdrücklich der Ausschluss aus der Demonstration angedroht worden war, trat mit einem weithin sichtbaren Transparent, ihrer Parteifahne sowie einem Stand mit heißem Tee auf und ihr Landesvorsitzender Günter Slave diskutierte mit den Kollegen über das offene Mikrofon. Alles in allem ein wichtiger Tag für die weitere Richtungsentscheidung unter den Kollegen!"