Wirtschaft
Milchbauern planen europaweite Kampfaktionen im April
16.03.09 - Die Sorge und Unruhe bei den Milchbauern steigt. Die Erzeugerpreise für Milch sind wieder auf dem Tiefstand von vor zwei Jahren. Die Bauern und ihre Familien müssen sich abrackern, sie kennen keinen Urlaub, keinen Feiertag und viele Nächte müssen sie um die Ohren schlagen. Dennoch reicht die Existenzgrundlage hinten und vorne immer weniger. Die EU erhöht systematisch die Abgabequoten, um die Bauern zu höherer Milchproduktion zu zwingen und sie gegenseitig in einen ruinösen Konkurrenzkampf zu treiben.
Die Großmolkereien und Nahrungsmittelkonzerne haben auf den Milchboykott mit Schadensdrohungen und Klagen reagiert. In den Massenmedien wurden die rund 100.000 selbständigen Milchbauern als egoistische Minderheit hingestellt, die sich auf Kosten der Verbraucher bereichern wollten. "rf-news" hat mit dem Vorsitzenden des Bundesverbands Deutscher Milchviehhalter (BDM), Romuald Schaber, ein Telefoninterview geführt.
"In ganz Europa befinden sich die Milchbauern in einer brenzligen Situation", so Schaber gegenüber "rf-news". "Die Preise in Deutschland sind inzwischen so gefallen, dass teilweise gerade noch 20 Cent gezahlt werden. Das ist knapp die Hälfte von dem, was die Bauern benötigen, um davon leben zu können. Jetzt rächt sich, dass die Milchquote nicht ausreichend begrenzt wurde. Außerdem ist der Verbrauch als Folge der Weltwirtschaftskrise zurückgegangen, so dass zu viel Milch auf dem Markt ist."
In ganz Europa seien die Milchbauern in der gleichen misslichen Lage, so sei er gerade mit einer deutschen Delegation aus Tschechien zurückgekehrt, wo sie an einer Protestaktion von 6.000 bis 7.000 Milchbauern aus Tschechien und Ungarn teilgenommen hätten. "Wir werden nur noch darauf getrimmt effizienter zu produzieren, die Qualität spielt da keine Rolle mehr. Das aber ist den Bauern wichtig, sonst vergeht einem die Freude an der Landwirtschaft." so schildert Schaber die Situation und die Stimmung der Milchbauern. Für April kündigt er europaweite Aktionen der Milchbauern an, mit denen man die EU Kommission aber auch die nationalen Parlamente ins Visier nehmen will. "Und wenn das nicht fruchtet, dann müssen wir eben weiter sehen. Wir bleiben dran!" Einen europaweiten Milchstreik will er dabei nicht ausschließen.
Ein neuer Kampf steht bevor, vielen Bauern ist es klar, dass er noch härter und organisierter ausgetragen werden muss. Vor allem brauchen die Bauern nicht nur das Wohlwollen der Bevölkerung, das ihnen letztes Jahr sicher war. Sie brauchen Verbündete im Kampf! Der stärkste Bündnispartner ist die Arbeiterklasse. Die Masse der Arbeiter sind sowohl die Masse der Verbraucher, als auch die gesellschaftlich stärkste Kraft im Kampf gegen Ausbeutung und Unterdrückung überhaupt.