Politik
Montagsdemo-Splitter vom 16.03.09: Im Zeichen der Trauer und des Gedenkens
18.03.09 - In Esslingen, einer Nachbarstadt von Winnenden, gedachten wie auch auf den meisten anderen Montagsdemonstrationen die Teilnehmer der dortigen Opfer des Amoklaufs. In Görlitz wurde dazu kritisiert, dass junge Menschen alleingelassen in Perspektivlosigkeit versinken und in "Ego-Shooter"-PC-Spielen das "Blutvergießen regelrecht üben". Die Gelsenkirchener Montagsdemonstration erklärte gegenüber der Presse:
"Am offenen Mikrophon der 233. Gelsenkirchener Montagsdemonstration stand diesmal Trauer, Entsetzen und Ursachenforschung über das Massaker von Winnenden im Zentrum. Nach einer von feierlicher Musik begleiteten Gedenkminute für die Opfer und alle trauernden Menschen diskutierten die Montagsdemonstranten bewegt über ihre Schlussfolgerungen. Der Konsens: Wir alle müssen uns verantwortlich fühlen für die Jugend - dass sie nicht Killer sondern Kämpfer, selbstbewusst und solidarisch werden. Es hilft nicht, an Symptomen herum zu doktern - unsere Kinder brauchen eine überzeugende gesellschaftliche Perspektive. Die Montagsdemonstranten fühlen sich verpflichtet, in diesem Geiste ihre Arbeit weiterzuführen."
In Duisburg sind bereits vor einer Woche Kollegen des Paketpostdienstes DPD, die gegen ihre Änderungskündigungen kämpfen, auf der Montagsdemonstration aufgetreten ("rf-news" berichtete). Dort wurde ein gemeinsame Kundgebung und Demonstration beschlossen und alle Beteiligten hatten sich verpflichtet, in ihrem Einflussbereich zu mobilisieren, Arbeiterdelegationen aus den Betrieben und Initiativen dafür zu gewinnen. Am 16. März haben sie die gemeinsame Kundgebung und Demonstration durch die Innenstadt mit der Montagsdemonstration durchgeführt. Die Montagsdemo schwoll auf weit über 200 Teilnehmer an, die sich mit dem Kampf der DPD-Kollegen und ihrer Familien solidarisch erklärten!
In Recklinghausen standen die "Konzepte" der GM- und Opel-Chefs sowie der Regierung zur Rettung des Konzerns im Mittelpunkt: "Die Meinung der Passanten reichte von dem Wunsch, 'die Banker an die Wand' zu stellen, bis zur Hoffnung, dass die Krise auch als Chance begriffen wird." Es wurde festgestellt, dass alle so genannten Sanierungskonzepte das Ziel haben, Arbeitsplätze zu vernichten, Löhne zu drücken und weitere Errungenschaften abzuschaffen.
In Hamburg wurde an diesem Montag die enge und herzliche Solidarität der Arbeiter und der von der Zerschlagung der Sozialversicherungssysteme betroffenen Menschen in den USA und in Deutschland praktiziert - und zwar in mitreißenden Liedern des Pittsburger Gewerkschafters und Liedermachers Mike Stout. An die 100 Menschen gingen begeistert mit und erfuhren zum Teil zum ersten Mal von dem bundesweiten Ereignis der Jugendbewegung Ende Mai in Deutschland, dem Pfingstjugendtreffen in Gelsenkirchen, zu dessen Teilnahme Mike Stout mit seinen Liedern so engagiert aufrief. Es ist zu wünschen, dass er auf seiner Tournee noch die Möglichkeit hat, auf weiteren Montagsdemonstrationen aufzutreten.
"Willkommen in der Bunten Republik Absurdistan", unter diesem Titel listete ein Redner der Montagsdemonstration Zwickau etliche Beispiele für die volksfeindliche der Merkel-Regierung auf, deren sprechender Ausdruck unter anderem 7 Millionen Hartz-IV-Opfer seien. Ein weiterer Zwickauer beschäftigte sich mit dem Einsturz des Kölner Stadtarchivs und der Wirtschaftskrise. Beide seien keine unvorhersehbaren Naturkatastrophen. Beide hätten sich lange vorher bereits angekündigt. Die Verantwortlichen verstießen aus Profigier gegen naturwissenschaftliche bzw. gesellschaftliche Gesetze.