International

Päpstlicher Menschenverächter

19.03.09 - In Südafrika ist die durchschnittliche Lebenserwartung von 60 Jahren 1992 auf unter 50 Jahre gesunken - 54 Prozent der Todesfälle gehen dort inzwischen auf AIDS zurück. 11,4 Millionen Kinder sind in Afrika südlich der Sahara heute AIDS-Waisen, Tendenz steigend. Täglich sterben weit mehr als 4.000 Menschen in Afrika an der Krankheit. Ganze Orte und Regionen sind buchstäblich vom Aussterben bedroht, die Mehrheit der Millionen Kranken kann sich eine lebensverlängernde oder auch nur schmerzstillende Behandlung kaum leisten.

In dieser Situation besucht Papst Benedikt XVI. verschiedene Länder in Afrika. Über den Wolken, noch im Flieger, verkündete er am Dienstag seine tödliche Botschaft: Die Verteilung von Kondomen vergrößere das AIDS-Problem, notwendig sei sexuelle Enthaltsamkeit, die Wahrung traditioneller Familienstrukturen, das Verständnis der Ehe als unauflösliche Gemeinschaft ...

Das ist die gleiche abgrundtief menschenverachtende Denkweise, die dazu geführt hat, dass in Brasilien kürzlich ein neunjähriges Mädchen, das durch eine Vergewaltigung mit Zwillingen schwanger und in Lebensgefahr war, an einer Abtreibung gehindert werden sollte - die katholische Kirche exkommunizierte doch tatsächlich die Ärzte und die Mutter!

Benedikt entfachte mit seiner aktuellen Botschaft weltweit einen Sturm der Entrüstung. Kondome sind ein einfaches, billiges und wirksames Mittel gegen die HIV-Infektion - der Papst mit seinem Kondom-Verbot wird weitere Millionen Tote zu verantworten haben. Denn schon ohne solch reaktionäre Propaganda stößt der Kampf gegen AIDS in Afrika auf ungeheure Schwierigkeiten.

Da ist zum einen die Tatsache, dass die Pharma-Multis wegen ihrer völlig überteuerten Präparate nach wie vor vielen Kranken die Medikation verweigern, auch wenn inzwischen kopierte, billigere Medikamente im Umlauf sind. Ein ganz entscheidender Faktor ist aber auch, dass die Lebensverhältnisse für die Massen in vielen afrikanischen Ländern immer elender werden. Allein sieben Länder des Kontinents stehen als Folge der Weltwirtschaftskrise inzwischen direkt vor dem Staatsbankrott - die Versorgung der Bevölkerung mit Nahrungsmitteln, die Gesundheitsfürsorge, die einfachsten Lebensgrundlagen wie sauberes Wasser usw. werden für die Massen immer unerschwinglicher.

Für die Menschen wird es von Tag zu Tag eine größere Herausforderung, ihr Leben zu meistern. In dieser allgemeinen Tendenz der Desorganisation werden auch Aufklärungskampagnen usw. wirkungsloser, es wird schwieriger, Aberglauben und den Einfluss der Kirche mit ihren reaktionären Tabus und Vorgaben zu durchbrechen. 

"In Südafrika, in dem Arbeiterviertel, in dem ich gewohnt habe, ist AIDS ein allgegenwärtiges Problem", erzählt ein Korrespondent, der kürzlich aus dem Land zurückgekommen ist. "Bei  der Goldmine South Deep z.B. hängt ein Schild über dem Eingang, dass man, wenn man dort arbeitet, auch Medikamente bekommt. Es ist nicht so, dass man überall Kranke auf den Straßen sieht. Aber an allen Ecken und Enden schießen Bestattungsunternehmen aus dem Boden. Viele der südafrikanischen Freunde dort haben die Krankheit. Die Mehrheit geht in die Kirchen, sie sind sehr angepasst an die Religion, auch wenn sie nicht alles so wörtlich nehmen. Viele haben auch ungeschützten Sex, obwohl sie die Gefahren eigentlich kennen." 

Gut, dass die menschenverachtende Weltanschauung des Papstes eine breite Empörung hervorgerufen hat. Die Massen müssen sich befreien von so reaktionären Einflüssen und den Kampf um ihre Zukunft selbst in die Hand nehmen.