Betrieb und Gewerkschaft
Zwei Richtungen bei Opel-Betriebsversammlung in Rüsselsheim
Rüsselsheim (Korrespondenz), 23.03.09: Kollegen von Powertrain kamen in einem Demonstrationszug mit Sirenen, Parolen und Transparenten zur Betriebsversammlung am 20. März. Die Geschäftsleitung hatte Pläne bekannt gemacht, dass die F40-Getriebe-Produktion mit 380 Arbeitsplätzen nach Ungarn verlagert werden solle. Trotz rascher Zusage der Geschäftsleitung, die Pläne auf Eis zu legen, bekräftigten die Kollegen ihre Kampfbereitschaft, wenn es nötig sei. Der Beifall der Teilnehmer der Betriebsversammlung zeigte, dass sie mit Unterstützung rechnen können.
Eine große Rolle spielte die Zukunft der Jugend. Direkt zu Beginn der Versammlung trat ein Kinderchor auf und erwies mit einem Lied den Opelanern Solidarität. "Mit was die Kinder und Jugendlichen sich heute schon alles beschäftigen", meinte ein Kollege anerkennend nach der Betriebsversammlung. Ein Beitrag setzte sich damit auseinander, dass die Vorstellung, man könne mit Verzicht die Arbeitsplätze erhalten, nur zur weiteren Steigerung der Ausbeutung führt. Auch die Unterschriftensammlung in Bochum zur sofortigen Auszahlung der Lohnerhöhung war Thema.
Der Applaus für die Rede des Betriebsratsvorsitzenden Klaus Franz zeigte, dass die Hoffnung in das Modell eines europäisches Opel-Vauxhall-Konzerns noch verbreitet ist. Doch bei vielen Kollegen im "Graumann" und in den angrenzenden Nebenhallen hielt sich die Begeisterung in Grenzen. Für Skepsis sorgt insbesondere die Entscheidung, das Rationalisierungs-Unternehmen Roland Berger einzubeziehen. Opel-Chef Hans Demant sprach davon, dass Verhandlungen mit dem Betriebsrat über "Einsparungen" geführt würden und Klaus Franz selbst sprach schon von Abfindungen.
Seine Behauptung auf der anschließenden Pressekonferenz, "das monatliche Entgelt dürfe nicht angetastet werden, aber die Belegschaft sei zu Verzicht auf sonstige Leistungen wie Weihnachts- oder Urlaubsgeld bereit", ist eine Frechheit gegenüber der Belegschaft, vor der er am gleichen Tag zuvor noch am Rednerpult stand.
Zur Beschäftigung mit einer wirklich wissenschaftlichen Kritik am Kapitalismus und der Perspektive des Sozialismus hatten die Kollegen am Tag vorher die Möglichkeit. Hier wurde von der MLPD die Broschüre "Banken und Konzern sollen ihre Krisenlasten selbst zahlen" breit verteilt und für eine Veranstaltung zum Thema am 21. März geworben.