Betrieb und Gewerkschaft
Protestierende WOB-Kollegen feiern mit ihren Familien vor dem VW-Werk in Hannover
16.04.09 - Seit dem 27. März protestieren in Hannover Leiharbeiter der "WOB AG" gegen ihre Kündigungen zum 31.3.2009. Insgesamt wurden etwa 215 Leiharbeiter gekündigt. Ihr Protest verdient die Solidarität aller Autobelegschaften, insbesondere natürlich der Belegschaften aus dem VW-Audi-Porsche-Konzern. Inzwischen machte der VW-Konzern bestimmte Zugeständnisse - z.B. wurde 92 Kollegen ein Dreimonatsvertrag in Wolfsburg angeboten. Das zeigt, dass die Konzerne sehr empfindlich auf Protestaktionen reagieren. Die Leiharbeiter haben ihren Hungerstreik jetzt vorläufig ausgesetzt, um ihre Kräfte zu erhalten und neue zu sammeln. Gelegenheit, über die Weiterentwicklung von wirksamen Kampfmaßnahmen zu beraten und auch zu feiern. Von dem Familienfest am Ostermontag erhielten wir folgende Korrespondenz:
"Mit einem vollen Auto sind wir aus Solidarität zum Fest der Kolleginnen und Kollegen und ihren Familien gekommen. Es waren etwa 100 Leute. Es gab viel zu essen und zu trinken und das Wetter war wundervoll, die Stimmung erinnerte nicht unbedingt an einen Kampf. Die Kollegen begrüßten uns sehr herzlich. Eine Gruppe von VW-Kollegen aus Kassel machte eine Trommeleinlage und ein Mitglied der Werks-Vertrauenskörperleitung aus Kassel hielt eine Ansprache.
In dieser wies er auf wichtige Fragen hin, vor allem die Notwendigkeit der Verbindung zu den Kollegen der sogenannten 'Stammbelegschaft' und die Frage der verlässlichen Bündnispartner. Er berichtete, dass in Kassel eine regelrechte Hetze gegen die Aktion der Leiharbeiter in Hannover betrieben wird (die Streikenden hätten einen Betriebsrat verprügelt usw). In der Belegschaft bei VW Kassel ist es aber inzwischen gelungen, eine in der Hauptseite positive Einstellung zu den kämpfenden Kollegen zu erwirken.
Ihr Kampf hat in Kassel der Diskussion um die Absenkung des Arbeitszeitfixpunktes und um Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohnausgleich neue Impulse gegeben. Auch aus Braunschweig sprach eine Vertrauenskörperleiterin und berichtete vom erfolgreichen Kampf um die Festeinstellung von Leiharbeitern bei der VW-Bank. Es sprachen auch Kollegen von der ATIF.
Der Bundestagskandidat der MLPD aus Hannover stellte dar, worin die Unterstützung der MLPD bei solchen Kämpfen besteht und wie wichtig auch eine Unterstützung der MLPD ist, z.B. durch die Unterschrift zur Wahlzulassung oder die Mitarbeit bei der Wählerinitiative.
Zwischendurch gab es immer wieder vorgetragene türkische Lieder. Die Rotfüchse waren präsent und sorgten für ein umfassendes Kinderprogramm und auch den Vortrag des Rotfuchsliedes.
Der Sprecher der Leiharbeiter machte deutlich, dass sie eine ganz hohe Kampfmoral haben. Sie haben ihre sehr negativen Erfahrungen mit der Gewerkschafts- und Betriebsratsspitze sehr bewusst verarbeitet und sehen sich selber als Teil der Gewerkschaftsbewegung. Gleich im ersten Satz bedankten sie sich bei den anwesenden Vertrauenskörperleitern für die Solidarität. Sie haben den Hungerstreik ja unterbrochen, um die Gesundheit zu schützen, behalten sich aber verschiedenste Schritte vor.
Sie reden von einer zweiten Welle des Kampfes. Die Kämpfenden machen ungeheuer schnell ganz viele wichtige Erfahrungen, die für die ganze Arbeiterklasse von Bedeutung sind. Immerhin haben sie den Kampf aufgenommen mitten in der Weltwirtschaftskrise, wo 'keine Arbeit da ist'. Sie kämpfen mehr oder weniger bewusst gegen diese vorherrschende reformistische Logik."