Politik

Milch: Erzeugerpreise rauf, Verbraucherpreise runter!

Milch: Erzeugerpreise rauf, Verbraucherpreise runter!

19.04.09 - Die Erzeugerpreise für Milch sind in Deutschland inzwischen auf 20 bis 25 Cent je Liter gefallen, teilweise bis auf historische Tiefststände von unter 20 Cent. Dafür können insbesondere die Klein- und Mittelbauern, aber selbst Großbetriebe nicht mehr produzieren. Der Bundesverband Deutscher Milchviehhalter (BDM) hat deshalb erste Protestaktionen am 16. April mit 20.000 Bauern vor 79 Molkereien erfolgreich durchgeführt. Bundes- und europaweite Aktionen sind voraussichtlich für den 29. April geplant, im Zusammenhang mit dem "Milchgipfel". Dieses Treffen mit Vertretern der Milchbauern, der Milchindustrie, des Handels und der Verbraucher hat Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner für den 28. April zugesagt. Die Milchbauern fordern eine Erhöhung der Milcherzeugerpreise (43 Cent/Liter als Basispreis)!

Als Erklärung für die fallenden Milchpreise wird in den Medien davon gesprochen, dass die Nachfrage nach Milchprodukten weltweit mit der steigenden Produktion im Jahr 2008 nicht Schritt gehalten hätte. Die Lagerbestände würden wieder ansteigen. Auch sei die Weltwirtschaftskrise schuld. Tatsächlich sind auch die Milchexporte zurück gegangen. Dies spielt im Zusammenhang mit den Erzeugerpreisen jedoch eine untergeordnete Rolle.

Fest steht: Die Produktionserweiterung ging vom Beschluss der EU-Kommission aus, die Milchquoten in Europa im April 2008 um 2 Prozent zu erhöhen, entgegen den Protesten der Milchbauern. Nach den Beschlüssen der EU soll die Quote ab April 2009 erneut um 1 Prozent angehoben werden, wie auch jeweils in den folgenden Jahren bis zum Wegfall der Quote 2015. Die Anhebung in diesem Jahr soll laut Aigner ausgesetzt werden. Auch darum wird es unter anderem beim Milchgipfel gehen. 

Fakt ist: die Milchanlieferung der Bauern an die Molkereien in der EU ist noch kaum gestiegen, so dass die erhöhte Quote bisher noch nicht ausgeschöpft wird. Die Produktion von Käse und Butter liegt in den Jahren 2007 und 2008 in der EU wie auch in den USA mit kleinen Schwankungen auf gleich hohem Niveau. Das gilt auch für Magermilchpulver, allerdings mit größeren Schwankungen nach oben und unten, da damit besonders die jeweiligen Überschüsse auf den Weltmarkt gedrückt werden.

Lagerbestände in der EU gab es lediglich in den Hochpreiszeiten 2007 und 2008 nicht mehr. In den Zeiten vorher waren sie höher als zur Zeit. Neu ist jedoch, dass der Ankaufpreis durch die EU Mitte 2007 abgesenkt wurde, so dass er nur noch einem Milchpreis von etwa 22 Cent entspricht!

Die Preise für Butter und Magermilchpulver sinken weltweit. Hier zeigt sich am stärksten der Einfluss der Spekulation. Nachdem sich die gigantischen Mengen an Spekulationskapital auf der Suche nach weltweiten Anlagemöglichkeiten 2007 und 2008 unter anderem in den Nahrungsmittelsektor ergossen haben und dies ein wesentlicher Faktor für die Steigerung der Nahrungsmittelpreise ausmachte, hat sich dieses Kapital jetzt durch die Finanz- und Wirtschaftskrise wieder herausgezogen. Der langfristige Trend für die Nahrungsmittelpreise auf dem Weltmarkt zeigt nach dem Rückgang Ende 2008 aber weiter nach oben.

Alle Daten und Fakten besagen nur eines: Die Erhöhung der Milchquoten durch die EU ist der entscheidende Punkt, der im Interesse der Milchindustrie und vor allem der Monopole des Lebensmittelhandels durchgedrückt wurde und die Ruinierung der bäuerlichen Familienbetriebe fortsetzen soll. Es ist ein Hohn, wenn Aldi jetzt ankündigt, die Milchpreise ab Montag um 10 Cent senken zu wollen. Das ist genau der Betrag, der den Milchbauern jetzt abgepresst wurde.

Die MLPD unterstützt den Kampf der kleinen und mittleren Bauern:

  • Für höhere Erzeugerpreise für Klein- und Mittelbauern auf Kosten der Profite von Handels- und Lebensmittelmonopolen!
  • Erzeugerpreise rauf – Verbraucherpreise runter!
  • Keine weiteren Quotenerhöhungen!
  • Unterstützt den BDM (Bundesverband Deutscher Milchviehhalter) im Kampf um höhere Milcherzeugerpreise.
  • Schickt Solidaritätserklärungen an den BDM!
  • Macht den Kampf bekannt in der Arbeiter-, Frauen- und Jugendbewegung, in der Kommunal- und umweltpolitischen Bewegung. Macht ihn zum Thema bei den Montagsdemonstrationen. Stärkt den kämpfenden Bauern mit Solidaritätsbesuchen bei ihren Aktionen den Rücken!

Auch das internationale Pfingstjugendtreffen Ende Mai ist ein geeignetes Forum!