International
"Continental - Solidarite" - Signal für die internationale Arbeitereinheit beim Aktionstag in Hannover
24.04.09 - Anlässlich der Conti-Hauptversammlung kamen gestern 3.500 Kolleginnen und Kollegen aus verschiedenen Ländern zum gemeinsamen Aktionstag zusammen. Neben den Belegschaften aus Clairoix und den hannoverschen Werken Stöcken und Vahrenwald waren Delegationen vieler Conti-Standorte aus Dortmund, Aachen, Korbach, Wetzlar, Northeim und Sachsen anwesend, auch aus Belgien sowie vom Werk San Luis Potosi in Mexiko und 200 Kollegen aus dem französischen Sarreguemines, das ebenfalls von Schließung bedroht ist. Ein Korrespondent berichtet:
"Morgens um 8.45 Uhr kam ein Sonderzug mit etwa 1.000 Kolleginnen und Kollegen aus dem französischen Conti-Werk Clairoix am Hauptbahnhof an. Ebenfalls rund 1.000 hannoversche Conti-Kollegen waren schon frühzeitig dort und ein großer Teil bereitete den französischen Kollegen im Bahnhof am Gleisabgang mit Transparenten, Pfeifen und großer Begeisterung einen begeisternden Empfang. Das war ein wichtiger Kontrast zur Medienkampagne, die die Hannoveraner auf gewalttätige 'Randale-Franzosen' einschwören wollte. 'Conti-Wut kommt im Sonderzug' und 'Polizei fürchtet Conti-Randale aus Frankreich', titelte die 'Hannoversche Neue Presse' - ein Skandal erster Ordnung. Der Zug hatte eine Stunde Verspätung - ohne Angaben von Gründen -, worauf die Bahnpolizei zunächst die Kollegen aus dem Bahnhofs verwies.
Die IGBCE-Demonstrationsleitung führte eine 'Begrüßung' hinter dem Bahnhof durch, indem sie die Kollegen aus einem Polizei-Fahrzeug heraus über die Demonstrations-'Regeln' in Deutschland aufklärte. Die Demo zum Kongress-Zentrum führte dann zu zwei Dritteln durch ruhige Waldgegend und man spürte bereits da den Verdruss bei den französischen Kollegen über diesen Verlauf. Wir führten das offene Mikrofon durch und verbesserten im Laufe der Demo die zweisprachige Diskussion, was anfangs etwas verhalten angenommen wurde, sich dann aber steigerte.
Die IGBCE führte eine 2,5-stündige Kundgebung durch. Der Höhepunkt war die Rede eines französischen Arbeiters, der den Kollegen aus dem Herzen sprach. Er sagte, es ist ein historisches Ereignis, das zwei Belegschaften zusammen kämpfen und dies ist ein Ultimatum, erst ein Anfang des gemeinsamen Kampfs. Er sprach sich gegen die Spaltung zwischen den Werken und Konzernen aus und gegen die Unterstützung der Unternehmen durch Sarkozy und Merkel. Er stimmte den Ruf 'Con-ti-nental - Solidarite' an, der von der ganzen Kundgebung aufgegriffen wurde und lange gerufen wurde.
Danach haben zwei Redner der Betriebsratsspitze aus Hannover wieder versucht, auf die Vernunft der Manager zu orientieren, da wir alle in einem Boot säßen. Dazu passend war auch ein Riesen-Kanu aufgebaut. Betriebsrat Hilverkus (Stöcken) verstieg sich zum sozialchauvinistischen 'Kampf' gegen Verlagerungen, weil die westeuropäischen Werke dadurch ausgeblutet würden zugunsten Osteuropas. Dabei haben die Arbeiter gegen den Willen der IGBCE-Führer überhaupt erst durchgesetzt, dass ein solcher kämpferischer Aktionstag stattfinden konnte. Schließlich konnten diese nicht mehr umhin, ihn zu begrüßen.
Die Arbeiter spüren, dass Debatten und Verträge nicht ausreichen, um die Schließung zu verhindern. Der kämpferische Pol sprach sich eindeutig für richtigen Kampf, d.h. Streik in allen europäischen Werken, aus. Das war eine vielfache Meinung beim offenen Mikrofon und in der Mehrheit der Diskussionen. Jedoch wirkt auch eine starke Resignation 'es ist eh alles schon gelaufen'. Auch gab es anfangs am Hauptbahnhof Feindseligkeiten gegen die MLPD, als Ordner das offene Mikrofon unterbinden wollten. Sie erhielten zunächst Zustimmung von einigen Kollegen.
Wir diskutierten dann mit ihnen und es stellte sich raus, dass sie die Schnauze voll von Politikern haben, die sich in ihrem Kampf sonnen wie bei den letzten Aktionstagen. Das ermöglichte eine tiefgehende Diskussion um die Richtungsentscheidung in der Arbeiterbewegung, die die MLPD unterstützt und womit sie sich grundsätzlich von den bürgerlichen Parteien unterscheidet. Dabei ging es in den meisten Gesprächen um die Gesetzmäßigkeit der Krise und die gesellschaftliche Perspektive des Sozialismus.
Es war kein Zufall, dass die IGBCE-Führer die Kundgebung dann abrupt abbrachen und die Demonstration zurück zum Hauptbahnhof wieder absagten. Statt dessen sollte man wieder in Kleingruppen zurück gehen. Wir eröffneten das offene Mikrofon nach der Kundgebung zur Diskussion, was die Schlussfolgerungen für den weiteren Kampf aus dieser Demo sind. Die Kollegen waren sehr enttäuscht über diesen Abschluss, den die Gewerkschaftsführung fadenscheinig mit einer Rauchbombe, die in der Nähe der Tribüne gezündet wurde, begründete.
Wir trugen das Transparent 'Proletarier aller Länder vereinigt euch' in zwei Sprachen. Es wurden 800 Flugblätter 'Wirtschaftskrise aktuell' sowie 500 französische Übersetzungen der Kollegenzeitung verteilt sowie Unterschriften für die Wahlzulassung der MLPD gesammelt. Ein wichtiges Ergebnis war, dass mehrere Kollegen – auch aus Frankreich - Interesse an einer weiteren Zusammenarbeit hatten.
Schon kurz nach dem Aktionstag sind auf der Internet-Homepage der Vertrauensleute von Conti-Stöcken die zweisprachigen Losungen, Diskussions-Beiträge und Bilder vom bewegenden Abschied am Bahnhof zu sehen. Der Aktionstag ist auch deshalb ein wichtiges Signal für die Arbeiteroffensive, weil Conti einer der ersten Großbetriebe ist, der zu offenen Massenentlassungen übergeht."
In der kommenden Druckausgabe der "Roten Fahne" wird es dazu weitere ausführlichere Berichte geben. Sie kann hier bestellt werden.