International

Stoppt das Massaker an Tamilen in Sri Lanka!

18.05.09 - Hunderte tamilischer Migranten machten am Wochenende durch ihren Protest auf die aktuellen Vorgänge in ihrem Heimatland Sri Lanka aufmerksam. Wurden früher derartige Proteste in den bürgerlichen Medien weitgehend verschwiegen, so konnten sie dieses Mal nicht übergangen werden: Rund zwei Stunden lang wurden die Gleise des Frankfurter Hauptbahnhofs von 600 tamilischen Familien besetzt gehalten und der gesamte Fernverkehr und die Gleise zum Flughafen blockiert. Gegen die Zusicherung von freiem Geleit verlegten sie nach zwei Stunden ihren Protest unter der Hauptforderung "Wir wollen Frieden!" in die Bahnhofshalle und demonstrierten anschließend zur Hauptwache.

Laut Pressemeldungen nahmen die meisten der tausenden Reisenden Verspätungen und Zugausfälle noch bis in den Abend "erstaunlich gelassen" hin. Unter anderem wurden am Tag davor die Bahnstrecke zwischen Düsseldorf und Duisburg ebenso besetzt wie die viel befahrene Autobahn A52. Auf Transparenten forderten die Blockierer: "Krieg ohne Zeugen auf Sri Lanka - Stoppt das Massaker an den Tamilen!" Der Hintergrund für ihre berechtigen Proteste sind die aktuellen Vorgänge in ihrem Heimatland (siehe auch "rf-news" vom 6.2.09). 

Die Organisation LITTE ("Befreiungstiger von Tamil Eelam") hat aktuellen Berichten zufolge nach einem über 25-jährigem bewaffneten Unabhängigkeitskampf am Sonntag die Waffen niedergelegt, nachdem ihre Kämpfer zusammen mit Tausenden Zivilisten eingekesselt wurden. In einer Erklärung der LTTE heißt es: "Die Schlacht ist an einem bitteren Ende, wir haben beschlossen, unsere Waffen ruhen zu lassen." Sie sahen darin die einzige Möglichkeit, die große Masse der Bevölkerung zu schützen, nachdem die Regierungstruppen immer brutaler und rücksichtslos nicht nur gegen die bewaffneten Kämpfer, sondern gegen alle, egal ob Mann, Frau oder Kind, vorgegangen sind. 

Die Regierung in der Hauptstadt Colombo hat seit Beginn des Jahres gegen die tamilische Bevölkerung eine Großoffensive der Armee begonnen. Sie lehnte jegliche Verhandlungen und Waffenstillstandsangebote ab, mit dem erklärten Ziel, nicht vor der vollständigen Liquidierung der LTTE zu enden, und führte ein beispielloses  Massaker gegen die Tamilen durch. Ohne Rücksicht auf Zivilisten wurde Artillerie und Bombenkrieg eingesetzt.  

Mindestens 700.000 Tamilen sind in den letzten Jahren ins Ausland geflohen, um der Ausrottung zu entgehen (darunter etwa 60.000 nach Deutschland). Etwa 200.000 Tamilen sind in Sri Lanka in Lagern eingesperrt, in die auch die jetzt angeblich "befreiten Menschen" gebracht werden. Dort leben sie als Gefangene hinter Stacheldraht und werden der Unterstützung der als "Terroristen" eingestuften LTTE beschuldigt und verhört.  Das Internationale Rote Kreuz spricht von einer "unvorstellbaren humanitären Katastrophe".

Während die EU-Imperialisten dies stillschweigend duldeten, leistete der US-Geheimdienst aktive Hilfestellung, um Stellungen der LTTE anzugreifen. Dies hängt zum einen mit der besonderen strategischen Lage Sri Lankas im Indischen Ozean zusammen. Die USA unterhalten auf Sri Lanka Öltanks zur Versorgung ihrer Kriegsflotte und haben ein "Verteidigungsabkommen" mit Sri Lanka. 

Dazu kommt die rasante Beschleunigung der Entwicklung der Weltwirtschaftskrise und der Verschärfung der Widersprüche. Sri Lanka gilt für die internationalen Monopole als Ausbeutungsparadies, das von der Regierung zu einer einzigen Freihandelszone erklärt wurde. Durch die Wirtschafts- und Finanzkrise ist die Arbeitslosigkeit besonders unter den Textilarbeiterinnen sehr gestiegen. Die hohen Ausgaben fürs Militär - auch viele Hilfsgelder für die Tsunami-Opfer wurden vom Regime in Sri Lanka für Waffenanschaffungen missbraucht - liegen der hohen Staatsverschuldung und entsprechendem Abbau sozialer Leistungen zugrunde. 

Der Krieg gegen die Minderheit der Tamilen in Sri Lanka hat über 75.000 Menschen das Leben gekostet. Auch in ganz Sri Lanka - insbesondere in Colombo, wo viele Tamilen leben - wird die Unterdrückung der tamilischen Bevölkerung gesteigert, sie richtet sich aber auch gegen die singhalesischen antiimperialistischen und revolutionären Kräfte, die für den gemeinsamen antiimperialistischen Kampf des singhalesischen und tamilischen Proletariats eintreten.

International finden gegen den Vernichtungskrieg der Regierung Sri Lankas Massendemonstrationen seit Anfang Februar 2009 statt. Allein in London demonstrierten über 100.000 Menschen statt. Die MLPD verurteilt den Vernichtungsfeldzug der Regierung von Sri Lanka gegen die LTTE und die tamilische Bevölkerung und unterstützt das Recht auf Selbstbestimmung der Völker. Für den 30. Mai haben verschiedene Organisationen eine zentrale Solidaritätsdemonstration mit dem Befreiungskampf des tamilischen Volkes geplant.