Betrieb und Gewerkschaft
Mahle Alzenau: Kampf gegen Schließung mit Teilerfolg vorerst beendet
Aschaffenburg (Korrespondenz), 29.05.09: Heute morgen wurde der mit großem Einsatz und Herzblut über sechs Wochen geführte Kampf der Belegschaft von Mahle in Alzenau um ihre Arbeitsplätze mit einem Teilerfolg vorerst beendet. Höhepunkt war der zweieinhalb Tage dauernde selbständige Streik mit Teilbesetzung des Betriebes vom 16. bis 18. Mai.
Große Solidarität erhielt der Kampf von anderen Mahle-Belegschaften aus Deutschland, aber auch aus Frankreich, Argentinien und Brasilien. In der Region wurde er unterstützt von vielen Arbeiterdelegationen und großen Teilen der Bevölkerung. Aber auch aus ganz Deutschland trafen Solidaritätserklärungen ein.
Der Streik wurde erst abgebrochen nach massiven Drohungen mit fristlosen Kündigungen und einem vor allem von Bayerns IGM-Vorsitzenden Neugebauer in einer Betriebsversammlung gezeichneten Schreckensszenario, nach dem ein Einsatz der Polizei gegen die Streikenden bevor stünde.
Die große Kampfbereitschaft zwang aber die Mahle-Bosse zu dem Zugeständnis, das Werk jetzt nicht zu schließen und auch keinen zu entlassen. Allerdings steht nach einer bis zu zweijährigen Kurzarbeit (inklusive Null-Kurzarbeit) erneut eine Schließung an, wenn das auch nicht direkt gesagt wird. Fast alle meinen, dass danach die Maschinen nicht mehr zu gebrauchen sind, andere hoffen auf neue Techniken ihrer "Konservierung". "Vorsorglich" ist eine Altersteilzeitregelung, die Einrichtung einer so genannten Qualifizierungsgesellschaft und ein Sozialplan vorgesehen. Auch eine vorzeitige Kündigung der Vereinbarung durch die Mahle-Geschäftsleitung ist möglich.
In einer Mitgliederversammlung der IG Metall wurde gestern Nacht das Ergebnis der Verhandlungen mit dem Vorstand von den Kolleginnen und Kollegen zwar mit großer Mehrheit, aber häufig verbunden mit Wut und Enttäuschung angenommen. "Mehr war unter diesen Umständen nicht drin", meinten die meisten Kollegen.
Eine eventuelle Demontage und Verlagerung der Maschinen will die Belegschaft allerdings nicht hinnehmen. Auch eine spätere Wiederaufnahme des Kampfes ist nicht ausgeschlossen. Dazu müssen jetzt die Kampferfahrungen gründlich ausgewertet werden.