Politik

Oliver Wittke: Mister 200 Prozent

Oliver Wittke: Mister 200 Prozent

03.06.09 - Oliver Wittke (CDU), Ex-Oberbürgermeister Gelsenkirchens, hat einen neuen Karrieresprung vollbracht. Der Ex-Bauminister, CDU-Landtagsabgeordnete, stellvertretende CDU-Chef von Nordrhein-Westfalen und energie- und wirtschaftspolitische Sprecher der CDU-Landtagsfraktion ist nun auch Geschäftsführer des international agierenden Duisburger Bauunternehmens Hellmich, das unter anderem den Bau der Schalke-Arena in Gelsenkirchen führte. Von 1999 bis 2004 war Oliver Wittke als von seinen Mannen viel gerühmter "jüngster Oberbürgermeister des Reviers" zusammen mit seinem Trauzeugen und Kämmerer Rainer Kampmann verantwortlich dafür, dass das historische Hans-Sachs-Haus in einem so genannten "Public-Private-Partnership"-Verfahren durch die "Investoren" Deutsche Bank und Heitkamp zur Ruine kaputt saniert wurde.

Damit schaufelte Wittke eines (von mehreren) Millionengräbern im Haushalt Gelsenkirchens. Den Widerstand dagegen entfaltete insbesondere das alternative kommunale Personenwahlbündnis "AUF Gelsenkirchen", in dem auch MLPD-Mitglieder mitarbeiten. Ein weiterer Höhepunkt von Wittkes OB-Aktivitäten war, dass er aus antikommunistischen Motiven versuchte, den Verkauf des Sparkassengebäudes in Gelsenkirchen-Horst an den Vermögensverwaltungsverein der MLPD zu verhindern - damit scheiterte er kläglich.

Die Quittung bekam Oliver Wittke mit seiner Abwahl bei der OB-Wahl 2004. Aber dank bester Beziehungen fiel er die Treppe hinauf und wurde Bau- und Verkehrsminister in der CDU/FDP-Landesregierung. Auch hier zog er wieder heftige Proteste von Umweltschützern auf sich, weil er systematisch den Ausbau des Schienenverkehrs gegenüber der Straße benachteiligte. Zurücktreten musste er schließlich im Februar 2009, als ruchbar wurde, dass er schon mehrfach seinen Führerschein wegen rücksichtsloser Raserei hatte abgeben müssen - zuletzt war er in geschlossener Ortschaft bei Tempo 109 geblitzt worden.

Ein Einkommen von 9.756 Euro als Landtagsabgeordneter plus einem "Übergangsgeld" von 6.500 Euro (das auch gescheiterten Ministern 21 Monate lang gezahlt wird) reichen einem Wittke nicht - jetzt verdient er sich 200.000 Euro im Jahr als Baumanager hinzu. Seine arroganten Sprüche, dass er als Minister 200 Prozent gegeben habe und also auch "zwei Jobs zu 100 Prozent" ausfüllen könne, rufen selbst bei einigen CDU-lern Unbehagen hervor.  Es fragt sich, wieviel Prozent einer drin haben muss, um so etwas von sich zu geben ... Ein Mann mit so einer karriereverliebten, skrupellosen Einstellung ist wirklich ein "würdiger Vertreter" der Monopolpolitiker.