Betrieb und Gewerkschaft
Insolvenz der Wadan-Werften - Werft- und Hafenarbeiter müssen international kämpfen
11.06.09 - Am 5.6.09 wurde für die Wadan-Werften in Wismar und Warnemünde der Antrag auf Insolvenz gestellt. Hintergrund des eingeleiteten Insolvenzverfahrens ist, dass die Weltfinanz- und Wirtschaftskrise den weltweiten Schiffsgüterverkehr um 50 Prozent hat einbrechen lassen. Ergebnis davon ist der Abbau von Hunderttausenden von Arbeitsplätzen im Schiffbau weltweit.
Im März 2008 hatte die in russischem Besitz befindliche luxemburgische Investmentgesellschaft FLC West Holding (Finanz Leasing Corperation) die beiden Werften vom Norwegischen Aker Yards übernommen für rund 300 Millionen Euro. Bei der FLC West Holding handelt es sich um ein Joint Venture mit einer in Limassol (Zypern) sitzenden Offshore-Firma mit dem Namen Almiar Investments. Diese Holding zählt auf dem russischen Markt für Transportmittel-Leasing (Flugzeuge und Schiffe) zu den marktbeherrschenden Monopolen. Gleichzeitig wurde in der Ukraine eine der größten Werften für Tankerschiffbau erworben. Hintergrund dieser Geschäfte waren die steigenden Öl- und Gasförderungen in arktischen Regionen und der damit verbundene wachsende Bedarf an Spezialschiffen.
Dieses ganze Geflecht von verschiedensten Beteiligungen der russischen Regierung und von Investmentfirmen ist nichts anders als die massiv betriebene Neuorganisation des Weltmarktes verbunden mit dem gesetzmäßigen Streben, eine weltmarktbeherrschende Stellung zu bekommen.
Der Ministerpräsident von Mecklenburg-Vorpommern, Erwin Sellering (SPD), ist "riesig enttäuscht" wegen des Insolvenzantrags. "Ich spüre auch eine gewisse Wut, in welcher Weise die Eigentümer die Werften im Stich gelassen haben." Im Dezember 2008 hatte er sich noch dafür eingesetzt, 60 Millionen Euro an den Investor zu geben. Der Grund dafür war, dass die HSH-Nord Bank, die selber der größte Schiffsfinanzierer in Deutschland ist und sich an der Börse verspekuliert hatte, sich jetzt aus den Förderungen in Mecklenburg-Vorpommern völlig zurückgezogen hatte. Diese bekam innerhalb einer Woche einen Milliardenkredit von der Bundesregierung, um sie vor dem Zusammenbruch zu retten.
Mit der Insolvenz droht die Vernichtung von 2.700 Arbeitsplätzen an den beiden Werften und es hängen insgesamt 10.000 Arbeitsplätze daran. Die Losung des Betriebsleiters und des Insolvenzverwalters, zu hoffen "auf einen Neuanfang" kann nur zur Lähmung und Resignation führen. Vielmehr müssen die Arbeiter und Angestellten ihre eigenen Forderungen aufstellen und auf die eigene Kraft vertrauen: "Kampf um jeden Arbeits- und Ausbildungsplatz!"
Die Landesleitung der MLPD Nord-Ost solidarisiert sich mit den Arbeitern und ihren Familien und wird ihre Kandidatur zur Bundestagswahl mit der Offensive des echten Sozialismus in den Dienst dieses Wegs der Arbeiteroffensive stellen.