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Eon will 9.000 Arbeitsplätze vernichten - europaweite Proteste geplant
16.06.09 - Gestern gab die Eon-Zentrale in Düsseldorf ihren Plan bekannt, europaweit jeden zehnten Arbeitsplatz zu streichen. 9.000 Arbeitsplätze sollen vernichtet werden, um den Profit nachhaltig um 1,5 Milliarden Euro zu steigern. Das ist eine der bisher unverschämtesten Ankündigungen von Massenentlassungen in der Weltwirtschaftskrise. Denn trotz Einbrüchen beim Strom- und Gasabsatz hat der Konzern seinen Gewinn im 1. Quartal 2009 um 18 Prozent auf offiziell fast 2,6 Mrd. Euro gesteigert. Jeder, der seine Strom- oder Gasrechnung zur Hand nimmt, kann die Profitgier des Konzerns nachvollziehen.
Entsprechend groß ist auch die Wut und Empörung der Eon-Beschäftigten. Am kommenden Donnerstag bereits finden vor der Konzernzentrale in Düsseldorf um 11 Uhr 30 sowie an mehreren Eon-Standorten vor allem in Osteuropa Protestkundgebungen statt. Laut der Gewerkschaft Ver.di werden in Düsseldorf mindestens 4.000 Demonstranten mit 92 Bussen aus allen größeren deutschen Standorten erwartet sowie Delegationen aus sechs weiteren EU-Ländern. Zusagen liegen bereits vor aus Großbritannien, den Niederlanden, Frankreich, Italien, Spanien, Ungarn und Rumänien.
Die konzern- und europaweite Koordinierung des Kampfs um den Erhalt der Arbeitsplätze ist unbedingt zu begrüßen.
Nach Meldungen des Europäischen Statistikamts in Brüssel kam es allein von Januar bis März zu 1,2 Millionen Entlassungen in den 16 EU-Ländern, wobei schon diese Zahl mehr als fraglich ist. Denn diese Statistik erfasst mehrheitlich nur die direkten Massenentlassungen in den internationalen Konzernen.
An der Spitze dieser Statistik stehen Spanien und Griechenland, während Deutschland noch am unteren Ende rangiert. Nicht berücksichtigt werden dabei die massenhaften Entlassungen von Leiharbeitern, Befristeten und die nicht übernommenen Lehrlinge - diese Zahlen gehen allein schon in die Hunderttausende. Auch die so genannte "sozialverträgliche" Arbeitsplatzvernichtung in Deutschland erscheint in der Statistik nicht. Allerdings kann diese Verkleisterung von tatsächlichen Entlassungen immer weniger aufrecht erhalten werden. "Betriebsbedingte Kündigungen sind nicht länger auszuschließen", heißt das in der Sprache der Eon-Bosse.
Die Verlogenheit der angeblichen "sozialen Verantwortung" von Konzernen und Regierungen wird auch an der folgenden Episode deutlich. Zur gleichen Zeit, als der Plan zur massenhaften Arbeitsplatzvernichtung in der Düsseldorfer Eon-Zentrale bekannt gegeben wurden, reiste NRW-Arbeitsminister Karl-Josef Laumann nach Gelsenkirchen, um in der Hauptschule "Am Dahlbusch" zehn Schülern das Abschlusszertifikat für die erfolgreiche Teilnahme am Projekt "Kraftpaket Ausbildung" zu überreichen. Sein besonderer Dank ging an Eon, den Sponsor des Projekts, der sogar für einen Teilnehmer einen Ausbildungsvertrag parat hatte: "Junge Menschen brauchen eine Perspektive. Denn wer schon den Einstieg in das Berufsleben nicht schafft, der wird es immer schwer haben, von seiner eigenen Arbeit zu leben", lobte Eon-Arbeitsdirektor Dirk Jost das "soziale Engagement" seines Konzern für Hauptschüler. ...