Politik

"Gruppe voll, Windel voll, Nase voll!"

"Gruppe voll, Windel voll, Nase voll!"
Optimistische, kämpferische Stimmung bei der Kundgebung in Köln

15.06.09 - Seit mehreren Wochen streiken bundesweit Erzieherinnen und Erzieher, Sozialarbeiter usw. für ihre berechtigen Forderungen nach höheren Löhnen durch bessere Eingruppierung und besseren Gesundheitsschutz. Die bürgerlichen Medien verstärken in den letzten Tagen ihre Hetze gegen diesen Streik - angeblich würden sich immer mehr Eltern dagegen stellen, die ihre Kinder nicht mehr in den bestreikten KiTas unterbringen können. Wir erhielten heute eine Korrespondenz direkt von der bundesweiten Demonstration und Kundgebung in Köln, die von einer ungebrochenen Streikbereitschaft zeugt und auch davon, dass die Streikenden die Solidarität der Bevölkerung haben:

"Mit über 30.000 Leuten sind wir heute hier, die Kölner Innenstadt ist praktisch lahm gelegt. Trotz strömendem Regen ging eine kämpferische Demo bis zum Heumarkt. Mit dem TVöD 2005 haben die öffentlichen Arbeitgeber für alle neu eingestellten Kolleginnen und Kollegen die Löhne gesenkt, das macht z.B. bei Erzieherinnen bis zu 300 Euro aus. Wenn es nach dem Willen dieser Leute geht, sollen die Löhne noch weiter abgesenkt werden, d.h. Um zwei Gehaltsgruppen niedriger. 
Die Frage des Gesundheitsschutzes wird von vielen Kollegen mit ganz konkreten Forderungen verbunden nach kleineren Gruppen, mehr Personal, Lärmschutz und Abbau psychischer Belastungen. Es gab dazu z.B. ein Transparent: 'Gruppe voll, Windel voll, Nase voll'. Bei der Kundgebung haben Sozialarbeiter und Erzieher in Redebeiträgen auf ihre Situation aufmerksam gemacht, es gab auch Solidaritätserklärungen von Elternvertretern. Betont wurde, dass die Kollegen sich nicht von der Hetze gegen den Streik beeindrucken lassen sollen, dass es eine sehr große Unterstützung gerade aus der Elternschaft für diesen Kampf gibt. Am Straßenrand standen Mütter mit Kindern und Schildern: 'Wir wollen gesunde und gut bezahlte ErzieherInnen'.
Die Ver.di-Führung ermöglichte es aber auch Familienministerin von der Leyen (CDU), Franz Müntefering (SPD), Renate Künast (Grüne) und Gregor Gysi (Die Linke) zu sprechen, was von vielen Kolleginnen und Kollegen so empfunden wurde, dass sie sich nicht für den Wahlkampf dieser Parteien einspannen lassen wollen. Schon bei der Ankündigung gab es deshalb teilweise Pfiffe und Buh-Rufe. Diese Redner betonten in schönen Phrasen, dass die Kinder doch das Wichtigste seien in der Gesellschaft - dabei verwirklichen die Regierungsparteien doch jeden Tag eine kinderfeindliche Politik! So haben SPD, CDU und Grüne Hartz IV zu verantworten mit einer breiten Kinderarmut, sie haben Niedrigstlöhne durchgesetzt usw. - solchen Leuten muss man das Recht absprechen, jetzt im Wahlkampf ihr 'Herz für Kinder' zu entdecken!

Der Ver.di-Vorsitzende Frank Bsirske hat deutlich gemacht, dass Ver.di entschlossen sei, diese Auseinandersetzung auszutragen und zu einem guten Ergebnis zu kommen.
Viele Kollegen sind entschieden dafür, den Kampf weiterzuführen. Gleichzeitig machen sie sich Sorgen, was bei den Verhandlungen heute Abend herauskommt. Es gab auch immer wieder Kritik an der flexiblen Streiktaktik der Ver.di-Führung, statt bundesweit in den Vollstreik zu gehen."