Jugend
Über 250.000 bei bundesweiten Bildungsprotesten auf der Straße
17.06.09 - Am späten Nachmittag zog das Aktionsbündnis zu den Bildungsprotesten eine erfolgreiche Bilanz: Bis dahin hatten sich nach ihren Angaben bereits mehr als 250.000 Schüler und Studenten an den bundesweiten Protesten am Mittwoch beteiligt. Von Flensburg bis Oberstdorf protestieren sie gegen die herrschende Bildungspolitik. Es gab Demonstrationen, Kundgebungen, Blockaden und Besetzungen. Im Mittelpunkt standen die Forderungen: "Schafft das dreigliedrige Schulsystem ab!", "Für kostenlose Schulbildung von der Kita bis zur Hochschule - weg mit den Studiengebühren", gegen das verkürzte und verschulte Bachelor-Studium, das "Turbo-Abitur", aber auch gegen Kopfnoten, kleinere Klassen wurden gefordert usw.
An einigen Orten gab es die größten Proteste seit Jahren, so in Heidelberg mit 8.000 Beteiligten; allein in Berlin gingen 25.000 auf die Straße. Die Stimmung war kämpferisch und rebellisch. So wird aus Duisburg berichtet: "Gellende Pfiffe, viel Einfallsreichtum waren prägend". In vielen Städten wurde der Schulterschluss mit den Arbeitern gesucht. In der Mensa der TU Berlin forderten Studenten in einem Redebeitrag Lohnerhöhung und Mindestlohn von 10,- Euro pro Stunde für die Mensa-Beschäftigten und die Umwandlung der Leiharbeit in feste Verträge. Der Betriebsrat und die IG Metall-Vertrauenskörperleitung von Opel Bochum erklärten sich im Namen der Belegschaft solidarisch, weil die Studiengebühren den Kindern von Arbeitern den Zugang erschweren und führten aus: "Gerade wir wissen aus Erfahrung, wie wichtig Unterstützung aus der gesamten Region und darüber hinaus ist. Als die Bochumer Opelbelegschaft im Oktober 2004 gegen die drohende Schließung der Bochumer Werke kämpfte, hat uns die Solidarität der Menschen vieln Kraft gegeben. Dazu gehörten auch die Studentinnen, Studenten und Lehrkräfte und Beschäftigten der Ruhr-Universität Bochum."
In mehreren Städten gab es Polizeieinsätze gegen die protestierenden Jugendlichen (siehe nebenstehende Korrespondenz). Die Teilnehmer setzten sich auch durch gegen massive Einschüchterungen (wer im Unterricht fehlt, wurde vielerorts gezwungen, Atteste vorzulegen; Schulleiter schlossen ganze Schulen ein usw.).
In zahlreichen Städten - unter anderem in Berlin, Stuttgart, Münster, Duisburg, Düsseldorf, Hamburg, Dresden, Herne, Köln und Bochum - beteiligten sich REBELL und MLPD aktiv an den Protesten, organisierten "offene Mikrofone", verteilten Flugblätter, knüpften neue Kontakte usw. Aus Köln wird z.B. berichtet: "Auf großes Interesse stieß das Flugblatt von REBELL und Hochschulzeitung Galileo. 'Das ist wenigsten mal ein klar linker Standpunkt', meinte selbst ein Aktivist der Juso-Hochschulgruppe. Überhaupt spielte die Kritik am Kapitalismus und an der bedingungslosen Unterordnung der Bildung unter die Profitinteressen eine große Rolle. Sympathien gab es für den Gedanken an eine sozialistische Gesellschaft."