Betrieb und Gewerkschaft
"Kreative Proteste" bei Opel Bochum
27.06.09 - Annegret Gärtner-Leymann, Betriebsrätin bei Opel Bochum, informiert in einem Leserbrief über Proteste im Werk:
Als am vergangenen Freitag bekannt wurde, dass Opel auch in Bochum die Auszahlung des Urlaubsgeldes ab sofort verweigert, marschierten 30 Kollegen der Fertigmontage zum Personalchef, um das Geld einzufordern. Die Nichtauszahlung ist ein einseitiger Bruch des Tarifvertrages und gültiger Betriebsvereinbarungen, denn in Bochum gibt es im Gegensatz zu den anderen Opel-Standorten weder Ergänzungstarifvertrag noch Betriebsvereinbarung, die die Einbehaltung ermöglichen. Bei der Betriebsversammlung am Montag, 22.6., erntete Arbeitsdirektor Holger Kimmes ordentliche Pfeifkonzerte und Kritik in über 25 Redebeiträgen von Kollegen für sein Festhalten an diesem Tarifbruch. Ein Kollege: "Wir fordern das Urlaubsgeld sofort. Ansonsten werden wir kreative Möglichkeiten finden, es zu erkämpfen".
Am Mittwoch legten weitere Kollegen nach: Über 200 Kollegen auf allen Schichten versammelten sich in ihrer Pause, um gegen weiteren Verzicht und die Vernichtung von 2.000 Arbeitsplätzen in Bochum zu protestieren. Unter dem Motto "'Friss oder Stirb' - Wir lassen uns doch nicht erpressen" war zu den Versammlungen eingeladen worden. Die angedeutete Erpressung der Geschäftsleitung, "bei Auszahlung des Urlaubsgeldes muss Opel Insolvenz anmelden" wurde zurückgewiesen. "Wenn Insolvenz droht, dann kann sie sicher nicht durch noch so hohen Lohnverzicht verhindert werden" und "sollen doch die Bosse verzichten", so die Kollegen. Es wurde ein Ultimatum beschlossen: Bis 1.7. um 8 Uhr muss die Auszahlung des Urlaubsgeldes fest zugesagt werden. Weitere Schritte behält sich die Belegschaft vor.