Betrieb und Gewerkschaft
"Wir wollen Schiffe bauen!"
26.06.09 - Dies war einer der Rufe der Werftarbeiter beim gestrigen Aktionstag in Rostock-Warnemünde und Wismar. Die Wadan-Werft mit ihren modernen Werken in beiden Städten hat am 5.6. Insolvenz angemeldet, die Löhne der 2.700 Beschäftigten sind nur noch bis Juli gesichert. Insgesamt hängen 10.000 Arbeitsplätze an den Werften. Sie gehören Investoren aus Russland und Südkorea, dem heute international wichtigsten Schiffbau-Land. Die mörderische Konkurrenz im Schiffbau hat sich in der Krise weiter verschärft:
Das "Hamburger Abendblatt" dazu: "Von Anfang 2008 bis zum ersten Quartal dieses Jahres seien auf den deutschen Werften 48 Schiffe storniert worden, 17 Prozent des gesamten Auftragsbestandes, sagt Werner Lundt, Hauptgeschäftsführer des Verbandes für Schiffbau und Meerestechnik (VSM) in Hamburg. Allein im ersten Quartal 2009 seien Aufträge für rund 940 Millionen Euro verloren gegangen." (12.6.09) Über den Aktionstag am 25.6. erhielten wir folgenden Korrespondentenbericht aus Rostock:
"Mit einem Protestzug durch Rostock-Warnemünde demonstrierten heute über 1.000 Kollegen der in Insolvenz gegangenen Wadan-Werft. Gleichzeitig fand auch eine Demonstration ihrer Kollegen in Wismar mit ca. 700 Teilnehmern statt. Auf Transparenten und mit Sprechchören forderten die Schiffbauer den Erhalt der Jobs an den beiden Werft-Standorten in Warnemünde und Wismar. In Rostock wurden sie unterstützt durch Kollegen von Zulieferbetrieben, der Meyer Werft Papenburg, der Peene-Werft Wolgast, der Wolkswerft Stralsund und von Mitarbeitern der örtlichen Liebherr-Niederlassung (der Rostocker Hafenkranhersteller Liebherr hat jetzt die Hälfte seiner Zeitarbeiter entlassen - rf-news). Parteien wie die Linkspartei und die MLPD zeigten ihre Unterstützung. Auch eine Kindergartengruppe - spontan mit IG-Metall-Fahnen ausgerüstet - bekundete ihre Solidarität.
Wadan hatte am 5. Juni beim Amtsgericht Schwerin nach monatelangen erheblichen Finanzierungs- und Auftragsproblemen vorläufige Insolvenz angemeldet. Zuvor waren Gespräche zwischen der Landesregierung und den Anteilseignern über zusätzliche finanzielle Hilfen für den angeschlagenen Werftenbetrieb gescheitert. Die Insolvenz der Wadan-Gruppe ist Folge des aggressiven Konkurrenzkampfes und einer gigantischen Überproduktion im Schiffbausektor und der Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise. Auf der Abschlusskundgebung in Warnemünde bekundeten der Ministerpräsident Erwin Sellering (SPD) und Wirtschaftsminister Jürgen Seidel (CDU) großspurig ihre Unterstützung. Außer der Suche nach neuen Investoren, einer Beschäftigungsgesellschaft und der Zusage von Kurzarbeitergeld hatten sie jedoch nichts anzubieten. Der Redner der IG Metall betonte den hohen gewerkschaftlichen Organisierungsgrad an der Werft und wies darauf hin, dass die Kollegen zu weiteren Kampfmaßnahmen bereit sind. Den Kollegen war anzumerken, dass noch eine große Portion Betroffenheit da ist. Es ist noch offen, ob die Kollegen die von der Landesregierung verbreitete Abwartetaktik überwinden und den Kampf um ihre Arbeitsplätze selbstbewusst und mutig weiterführen werden."