Betrieb und Gewerkschaft

"Wir sind hier, wir sind laut, weil man uns das Streikrecht klaut"

Frankfurt/Main (Korrespondenz), 29.06.09: "Wir sind hier, wir sind laut, weil man uns das Streikrecht klaut", so riefen die etwa 500 Demonstrations-Teilnehmerinnen und -Teilnehmer am 22. Juni im mittelhessischen Kirchhain. Sie brachten ihre Verärgerung über die Abmahnungen von acht Erzieherinnen wegen ihrer Streikbeteiligung zum Ausdruck. Auch wenn diese am Tag davor aufgrund der Proteste zurückgezogen worden waren, werten sie das doch als Angriff auf den Streik insgesamt. Im persönlichen Gespräch meint eine Erzieherin: "Wir haben die Abmahnungen alle gefühlt."

Ja, sie sind stolz auf ihren Streik und die große Solidarität, die ihnen entgegen gebracht wird, gerade auch von Seiten der Eltern. Und klar muss der Streik weitergehen. Denn bisher ist keine ihrer Forderungen erfüllt - trotz der gebetsmühlenartigen Beteuerungen der bürgerlichen Politikerinnen und Politiker, wie wertvoll die Arbeit der Erzieherinnen sei. Es gilt den Rückhalt für den Kampf der Erzieherinnen und Erzieher - auch über die Schulferien hinweg zu organisieren.

Den Herrschenden passt dieser Streik gar nicht ins Konzept angesichts der geplanten Massenentlassungen und der geplanten massiven Abwälzung der Krisenlasten nach den Wahlen. Er könnte ja Schule machen. Wen wundert es da, dass die Haltung des Kirchhainer Oberbürgermeisters Kirchner, der den Streik für rechtswidrig erklärte, kein Einzelfall ist. Im südhessischen Brensbach im Odenwald protestierten mehrere Hundert Streikende am 23. Juni gegen SPD-Bürgermeister Stosie. Auch er droht mit Abmahnungen und bezeichnet den Streik als illegal. An dieser Demonstration beteiligten sich ebenfalls betroffene Eltern und Kinder. Passanten klatschten Beifall.

Die Rechnung "Teile und Herrsche" ging bisher nicht auf. Im Gegenteil. Eine der Demonstrantinnen in Kirchhain brachte es auf den Punkt: "Wir demonstrieren auch für die Kinder. Damit es kleinere Gruppen gibt und wir für die Jugend eine vernünftige Basis für die Zukunft bauen können." Der Streik muss wieder aufgenommen werden und verbunden werden mit der Forderung nach einem allseitigen und vollständigen gesetzlichen Streikrecht. Die MLPD steht hinter dem Streik der Erzieherinnen und Erzieher, verbreitet die Erfahrungen und sorgt nach Kräften dafür, dass er Schule macht.