Politik
Über Kugelschreiber und verkappte Wahlpropaganda:
Oberhausen (Korrespondenz), 06.07.09: Wenn man sich - wie die SPD - im unaufhaltsamen Sinkflug befindet, greift man zum Allerletzten. In der ganzen Stadt hängen plötzlich Plakate mit dem Bild des Oberhausener Gasometers (weithin sichtbares Wahrzeichen der Stadt). Motto: "Ich mag mein Oberhausen". Man muss schon genau hinsehen, um kleingedruckt den Hinweis auf eine Internetseite zu entdecken: (www.ich-mag-mein-oberhausen.de). Sieht man im Internet nach, entdeckt man, dass der SPD-Unterbezirk Oberhausen hier eine verkappte Werbeaktion gestartet hat.
Wer Oberhausen mag, der weiß allerdings, dass die Menschen hier im Revier nicht vergessen haben, wem sie Armut durch Hartz IV, Rente mit 67 und Kriegseinsätze der Bundeswehr zu verdanken haben. Vielleicht soll die Aktion ja eine Art Rettungsschirm für die SPD sein? Wenn es schon bei der Wirtschaftskrise nicht hilft, so vielleicht bei der Wählergunst?
Und die Kollegen bei MAN Turbo in Oberhausen trauten ihren Augen kaum, als am Freitag die Betriebsratsspitze und örtliche SPD-Größen ein Wahlkampfflugblatt und Kugelschreiber verteilten. In den vergangenen zwei Wochen war die rechte Betriebsrats-Spitze im Betrieb völlig in die Isolierung geraten, weil sie gegen den Willen der Belegschaft mit dem MAN-Vorstand ein Flexi-Stundenkonto durch unbezahlte Überstunden vereinbaren wollte. Das Vorhaben scheiterte allerdings kläglich am Widerstand der Belegschaft.
Die Wahlkampfaktion war das "Tüpfelchen auf das I". Alle schüttelten den Kopf und warfen das Blättchen in den Müll. Treffend meinte ein Kollege: "Den Kuli habe ich mitgenommen, denn den haben wir selbst bezahlt. Die finanzieren das mit der Wahlkampfkostenerstattung aus unseren Steuergeldern."