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Bochumer Opel-Kollegen: "Kein Cent für Erpresser! Kein Tarifbruch bei Opel und nirgendwo!"

Bochumer Opel-Kollegen: "Kein Cent für Erpresser! Kein Tarifbruch bei Opel und nirgendwo!"

09.07.09 - Seit Ende Juni protestieren Kollegen bei Opel in Bochum, aber auch in Rüsselsheim und Eisenach gegen die Verweigerung des Urlaubsgelds, das angeblich in eine sogenannte "Mitarbeiterbeteiligung" fließen soll. In Bochum wird damit auch der geltende Tarifvertrag gebrochen, da es hier im Gegensatz zu den anderen Opel-Werken weder einen Ergänzungstarifvertrag noch Betriebsvereinbarungen gibt, die so etwas ermöglichen (siehe "rf-news"-Bericht vom 27.6.). Unter der Überschrift "Wir zahlen nicht für unsere Entlassung!" berichtet die gemeinsame Zeitung von Kollegen für Kollegen aller Opel-Werke und Zulieferer in Deutschland, "Der Blitz", am 7. Juli:

"Die Empörung über die Nichtauszahlung des Urlaubsgelds und die Arbeitsplatzvernichtung wächst und die Kollegen beginnen zu handeln. 'Das ist Vertragsbruch und Diebstahl unseres Lohnes!' 'Wofür verzichten, wenn zugleich noch Tausende ihren Arbeitsplatz verlieren?' 'Das machen wir nicht mehr mit!' Mehr und mehr Kollegen ergreifen dafür auch praktisch die Initiative: mit Unterschriftensammlungen, Pausenversammlungen und kritischen Betriebsversammlungen in allen Werken. In Bochum haben an Protestversammlungen in den Pausen hunderte Kollegen teilgenommen.

Die Retter von 'New Opel' und Magna zeigen ihr wahres Gesicht: Tarifverträge und Betriebsvereinbarungen scheinen für sie nicht zu gelten ... . Schon mit Beginn des Widerstands scheinen sie massiv unter Druck. Zwei Abmahnungen in Rüsselsheim, eine in Eisenach gegen kämpferische Kollegen. Die kämpferische Betriebsrätin Annegret Gärtner-Leymann wird in Bochum unter Druck gesetzt: nicht GM, sondern sie soll die 'Totengräberin des Bochumer Opel-Werks' sein, weil sie für den international gemeinsamen Kampf der Belegschaften steht. Was für eine Verdrehung der Tatsachen!"

Bereits am letzten Donnerstag stellten in Bochum 120 Kollegen der A-Schicht Uwe Fechtner von der Geschäftsleitung zur Rede. Dieser kündigte an, auch in Zukunft weiter Vertragsbruch zu begehen. Jetzt ließen sich die offensiven Opelaner was Neues in ihren kreativen Protesten einfallen. Über die heutige Pausenversammlung in Bochum berichtet Betriebsrätin Annegret Gärtner-Leymann gegenüber "rf-news":

"Weil heute Tag der Lohnabrechnung ist, zogen zwischen 40 und 50 Kollegen der Frühschicht gemeinsam durch die Endmontage zum Tor 4 und hängten dort ein Transparent auf: 'Kein Cent für Erpresser! Kein Tarifbruch bei Opel und nirgendwo!' Die Kollegen fordern nach wie vor ihr Urlaubsgeld ein, das ihnen die Geschäftleitung unter dem Vorwand, GM wäre pleite, nicht zahlen will. Die Kollegen prangerten das als Tarifbruch an. Der Betriebsrat hat jetzt Klage eingereicht, weil die Betriebsvereinbarung über die Zahlung eines Urlaubsgeld-Vorschusses von der Geschäftsleitung nicht eingehalten wurde."

Just am heutigen Tag neuer selbständiger Aktivitäten wurde eine breite mediale Öffentlichkeit für die Klage des Betriebsrats hergestellt. Diese war von vielen Kollegen gefordert worden und ist zu begrüßen - nicht aber als Rettungsanker zur Eindämmung des Kampfgeistes der Belegschaft. Annegret Gärtner-Leymann weiter:

"Der Unmut in der Belegschaft ist weiter gewachsen, weil von Partnerfirmen, die auf dem Opel-Gelände tätig sind, wie z.B. in der Ausbildung, erst das Urlaubsgeld ausbezahlt wurde und dann auf Druck der Opel-Geschäftsleitung wieder zurück gebucht wurde. Einige Kollegen klagen auch generell vor Gericht dafür, dass das Urlaubsgeld weiter gezahlt wird. Sie werden von der IG Metall unterstützt. Das dient allerdings auch dazu, den Unmut in der Belegschaft wieder zu dämpfen. Die anwesenden Kollegen verabredeten, sich in der nächsten Woche wieder zur Pausenversammlung zu treffen."

"rf-news" wird weiter über diese spannende und zukunftsweisende Auseinandersetzung berichten. Mehr zum internationalen Kampf der Automobilarbeiter in der am Freitag erscheinenden Druckausgabe der "Roten Fahne" (sie kann hier bestellt werden).