Umwelt
Projekt "Desertec": Haben die Monopole ihr "Herz" für den Solarstrom entdeckt?
14.07.09 - Seit Jahrzehnten fordern Umweltschützer die Umstellung der Energiegewinnung von fossilen Stoffen auf erneuerbare Energien. Statt weltweit und auch in Deutschland entsprechend den geografischen Gegebenheiten alle erneuerbaren Energiequellen wie Wind, Wasser, Sonne, Erdwärme usw. zu nützen, haben führende deutschen Monopole wie RWE, Eon, Siemens, Münchner Rückversicherung, Deutsche Bank, MAN und Allianz nun das gigantische Projekt "Desertec" aus der Taufe gehoben. Dazu sollen in der afrikanischen Wüste Sahara bis 2050 in mehreren Schritten riesige Solarkraftwerke aufgebaut werden, die dann den westeuropäischen Strombedarf bis zu rund einem Siebtel decken.
Interessanterweise gab es ähnliche Projekte und Vorschläge schon seit Jahren, von den Konzernen wurden sie aber stets ignoriert. Dass sie jetzt auf diesen Zug aufspringen, hat ganz andere Gründe als ein Einsehen für die Rettung der Umwelt. Vor allem geht es ihnen darum, sich gegenüber wachsenden weltweiten Protesten als "Umweltschützer" zu profilieren. Ganz im Stil des betrügerischen "Greenwashing" will man sich mit dem medienwirksam vermarkteten Projekt nun als Förderer erneuerbarer Energien aufspielen, während gleichzeitig Kohle- und Kernkraft sowie unterirdische CO2-Lagerung massiv ausgebaut wird.
Die beteiligten Konzerne erhoffen sich davon natürlich eine neue Quelle ihres Maximalprofits - vor allem dank großzügiger staatlicher Subventionierung, die sie mit einer "einstelligen Milliardensumme" bis 2020 beziffern. Dabei wird es allerdings kaum bleiben. So schätzt eine Studie des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) die Gesamtkosten bereits auf 400 Milliarden Euro.
Der riesige Aufwand soll für die europäischen Imperialisten auch mehr Unabhängigkeit von den unter US- bzw. russischer Kontrolle stehenden Öl- und Gasressourcen bringen. Dafür spricht auch das gleichzeitig beschlossene EU-Abkommen "Nabucco", das eine Gasleitung an Russland vorbei über die Türkei nach Europa plant. Mit "Desertec" hätten sie selbst statt dessen den Daumen auf einem wachsenden Anteil der weltweiten Energieerzeugung.
Dazu wird unter dem Deckmantel des Umweltschutzes die neokoloniale Politik der Ausbeutung und Unterdrückung der abhängigen Länder in Afrika verstärkt. Die afrikanisch-arabischen Staaten saßen bei der Gründung von Desertec bezeichnenderweise nicht mit am Tisch. Wozu auch? Den meist reaktionären Regimes der nordafrikanischen Länder wird man das Projekt durch Beteiligung an den davon erhofften Maximalprofiten schon noch schmackhaft machen oder notfalls diktieren. Paul Nava, Chef der beteiligten Kölner Ingenieurfirma Flagsol, ist für den Fall, dass es Probleme mit der "Sicherheitslage" gibt, zuversichtlich: "Da, wo Industrieinteressen vorhanden sind, wird man sie auch schützen." Etwa so wie in Afghanistan?
In vereinigten sozialistischen Staaten der Welt könnten die heute vorhandenen technischen Möglichkeiten einer globalen Erschließung und Vernetzung erneuerbarer Energiequellen ganz anders - nämlich zum gegenseitigen Nutzen der Völker - genutzt werden. Statt auf solche gigantischen Großprojekte würde dann vor allem auf dezentrale Nutzung landesspezifischer Möglichkeiten der erneuerbaren Energie gesetzt, nicht zuletzt um neue Abhängigkeiten der einzelnen Staaten zu vermeiden.