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Hässlicher Rosenkrieg zwischen Porsche und VW-Management
20.07.09 - Die Schlammschlacht zwischen VW- und Porsche-Management, wer nun eigentlich wen für wie viele Milliarden Euro übernimmt und wer dabei ausgebootet wird, wirft ein bezeichnendes Schlaglicht darauf, wie der Kampf um die Vorherrschaft auf dem Weltmarkt unter den Monopolen jetzt in der Weltwirtschaftskrise geführt wird. So sehen also die "Chancen" aus, die laut Bundespräsident Köhler die Krise den deutschen Unternehmen bietet, um daraus "gestärkt" auf dem Weltmarkt hervor zu gehen?
Beide Konzerne sind über gegenseitigen Aktienbesitz, aber auch personell und familiär miteinander verquickt. So ist der VW-Aufsichtsratschef Piech ein Enkel des Porsche-Gründers und selbst Porsche-Gesellschafter. Er hat nun offenbar diesen schmutzigen "Rosenkrieg" für sich entscheiden können. VW wird rund 49 Prozent der Aktien von Porsche erhalten. In dem neuen europäischen Superkonzern wird Porsche nur noch die zehnte Marke des VW-Konzerns sein.
Die Tage von Porsches Vorstandschef Wiedeking, ehemals Liebling der restlichen Porsche-Familie, scheinen dagegen gezählt. Er wollte ursprünglich selbst VW schlucken. Porsche hatte letztes Jahr durch riskante Spekulationen zwar 51 Prozent der VW-Aktien ergattert - blieb allerdings aufgrund der Weltwirtschaftskrise und eines dramatischen Einbruchs der Absatzzahlen auf 10 Milliarden Euro Schulden sitzen. Vergeblich versuchte Porsche, durch neue Kreditgeber bzw. neue Investoren wie das Emirat Katar diesen Schuldenberg abzutragen.
Die Schulden sollen nun aus der VW-Kasse beglichen werden. Zwar steckt auch VW mitten drin in der Krise. Für dieses Jahr wird ein Absatzrückgang um 10 Prozent erwartet. Aber die so genannten "Kriegskassen" bei VW sind prall gefüllt, nachdem 2008 noch ein Rekord-Absatzjahr war.
Die Belegschaften beider Konzerne sollten sich bei diesem Hauen und Stechen auf die Seite "ihrer" Kapitalisten stellen, um angebliche Vorteile nicht zu verlieren. Ausgerechnet Porsche-Betriebsratschef Uwe Hück, beileibe nicht bekannt als Freund von Arbeiterkämpfen, spricht jetzt von Streiks und gar Betriebsbesetzungen. "Das Ganze wird doch nur so hoch gekocht, um unsere Belegschaften gegeneinander aufzubringen und vom gemeinsamen Kampf abzuhalten", bemerkte dazu ein Kollege nach der Betriebsversammlung am Mittwoch bei Porsche in Stuttgart.
Die Arbeiter sollen in dieser Partie die Rolle der Bauern spielen, die als Manövriermasse hin und her geschoben und für die "Könige" geopfert werden sollen. Um die Krisenlasten auf die Beschäftigten abzuwälzen, wurden bei VW Zehntausende in die Kurzarbeit geschickt und massenhaft Leiharbeiter entlassen. Porsche hat im ersten Halbjahr über mehrere Monate verteilt fast 20 Tage die Produktion geschlossen. In beiden Konzernen sprechen die Vorstände davon, dass die Löhne um 20 bis 30 Prozent zu hoch seien.
Das hätten sie gerne, dass die Belegschaften gelähmt wie vor der Schlachtbank stehen. Die Kolleginnen und Kollegen aller VW- und Porsche-Standorte haben eine Alternative, nämlich über Konzern- und Ländergrenzen hinweg gemeinsam für den Erhalt aller Arbeitsplätze und ihre erkämpften sozialen Rechte einzutreten. Dafür ist die auf dem 5. Internationalen Automobilarbeiterratschlag von Arbeitern aus 12 Werken von VW und Porsche verabschiedete "Solidaritäts-Charta an alle Belegschaften des VW-Konzerns" eine gute Grundlage.