Wirtschaft
Machtpoker um VW-Porsche entschieden - Belegschaften vor neuen Herausforderungen
24.07.09 - Am Donnerstag wurde in einem Aufsichtsratsmarathon die Integration von Porsche als zehnte Marke in den VW-Konzern beschlossen. Damit hat sich innerhalb des über Aktienbesitz, Familienbande und auch Teile-Produktion längst eng verbundenen VW/Porsche-Konzerns die Gruppe um den Porsche-Enkel Piech durchgesetzt. Dieser Coup soll nun verbunden werden mit einem Zufluss von neuen 5 Milliarden Euro Spekulationskapital aus dem Staatsfonds von Katar.
Wendelin Wiedeking, der einstige Liebling des Porsche-Clans und hochgelobter Supermanager, musste gehen. Er hatte sich mit seiner geplanten Übernahme von VW durch Porsche maßlos verzockt. Weltwirtschafts- und Finanzkrise, um 10 Prozent gesunkene Absatzzahlen und verteuerte Kredite der internationalen Großbanken hatten den Porsche-Schuldenberg auf 10 Milliarden Euro anwachsen lassen.
Wer als Normalbürger sein Konto überzieht, wird gnadenlos abkassiert. Wiedeking dagegen geht mit satten 50 Millionen Euro Abfindung. Seine Anwälte hatten sogar bis 250 Millionen gefordert und IG-Metall-Vorsitzender Bertold Huber hat ebenfalls darauf hingewiesen, arbeitsvertraglich stünden Wiedeking wesentlich mehr als die 50 Millionen zu. Auch die nun ein wenig abgewrackte Abfindung wird garantiert die Kapitalismuskritik unter den breiten Massen verstärken.
Betriebsratsvorsitzender Uwe Hück jammerte angesichts der Demontage von Wiedeking in den Medien: "So geht man mit Menschen nicht um!" Hier wird doch ein Täter zum Opfer hochstilisiert. Wiedeking als Porsche-Chef setzte sich stets selbstherrlich darüber hinweg, dass alle Gerichte bis zum Bundesarbeitsgericht die Kündigung des IG-Metall-Vertrauensmanns Ulrich Schirmer für ungültig erklärten. Dieser hatte seine Adresse für die Solidarität mit gekündigten Porsche-Kollegen zur Verfügung gestellt. Mit Wiedekings Abgang soll die Verstärkung der Solidarität auch die Tilgung seiner Schandtat einfordern.
Die geplante Übernahme von VW unter Wiedekings Regie sollte mit dem Schlachtruf "bei uns gibt es keine heiligen Kühe" den Weg zu Massenentlassungen im ganzen Konzern beschleunigen. Und wenn ausgerechnet er nun den Porsche-Kollegen bei seinem Abschiedsauftritt zuruft, dass ihre Arbeitsplätze sicher seien, so verschweigt er dabei tunlichst, dass in den letzten Monaten schon Tausende Leiharbeitskräfte entlassen worden sind. Der nun neu entstehende integrierte Superkonzern VW/Porsche will im Zuge der derzeit laufenden Neustrukturierung der weltweiten Autoindustrie Toyota als Weltmarktführer verdrängen. Aber Experten weisen schon darauf hin, dass nun auch "Daimler und BMW hoffentlich wissen, was auf sie zukommt".
Umso wichtiger ist es, dass die Belegschaften sich nicht vor den Karren "ihres" jeweiligen Konzerns spannen lassen, sondern sich weltweit im Kampf zusammenschließen. Bereits die Vorbereitung des im Oktober in Hannover stattfindenden 6. internationalen Automobilarbeiterratschlags mit Gästen aus mehr als 15 Ländern bietet dafür eine gute Gelegenheit.