International
Revolte in Südafrika
02.08.09 - Seit drei Wochen halten die schweren Unruhen in Südafrika an. Straßenschlachten in den Elendsvierteln der Townships, Protestmärsche, Barrikaden und Kundgebungen: Millionen lehnen sich auf gegen die katastrophalen Lebensverhältnisse. Von den von der neuen Regierung Zuma versprochenen Häusern wurde bisher nur ein Teil gebaut; Kanalisation, Stromversorgung, Gesundheitsversorgung, öffentlicher Transport - das ist alles fern jeder Menschenwürde. Gleichzeitig gibt es massive Auseinandersetzungen und Streiks von Hunderttausenden Arbeitern. Im Bergbau (Gold, Kohle und Platin) zogen es die Unternehmer jetzt vor, angesichts einer aktuellen Streikdrohung der Bergarbeiter eine Lohnerhöhung und die Erhöhung des Mindestlohns anzubieten.
60.000 Textilarbeiter haben Streiks für mehr Lohn angekündigt; ein Teil der Arbeiter in der Öl- und Chemieindustrie hat mit Streiks begonnen, für 65.000 Beschäftigte der Branche laufen noch Verhandlungen; die Telekommunikationsbeschäftigten wollen streiken; Ärzte haben zwei Wochen lang gestreikt. 150.000 Beschäftigte des öffentlichen Dienstes streikten eine Woche lang - mit Erfolg: Müllmänner, Busfahrer und viele andere erkämpften 13 Prozent mehr Lohn. "Samwu" (South Africa Municipal Workers Union - Gewerkschaft des öffentlichen Dienstes in Südafrika) weist Kritik wegen der Kampfmethoden der Arbeiter zurück:
"Ein Bestandteil jedes Arbeitskampfes ist es, deutlich zu machen, was die Arbeiter leisten, um öffentliche Aufmerksamkeit auf den Wert dieser Arbeiter zu lenken - nicht nur als Warenproduzenten, sondern als Menschen, die ein Leben, Familien und Träume haben ... Unsere Mitglieder verrichten die Arbeit, die viele der Kommentatoren in ihren Träumen nicht tun wollten. Vielleicht sollte Tim Modise (einer der bürgerlichen Medienleute - Anm. der Red.) und andere mal eine Schicht mit den Kollegen der nächtlichen Stadtreinigung verbringen und sich die entsetzlichen Arbeitsbedingungen ansehen, die sie ertragen müssen." (www.iol.co.za)
Die Lage der Massen in Südafrika hat sich in letzter Zeit dramatisch verschlechtert - auch hier wirkt die Weltwirtschafts- und Finanzkrise, unter anderem wegen der gesunkenen Rohstoffpreise. Ohne das "Konjunkturprogramm" von 70 Milliarden Euro für die Fußball-WM wäre der Einbruch in der Wirtschaftsentwicklung noch wesentlich dramatischer. Dennoch haben 400.000 Beschäftigte seit der Wahl von Jakob Zuma (ANC) im April offiziell ihre Arbeit verloren, die offizielle Arbeitslosigkeit liegt bei 23,5 Prozent, wird aber tatsächlich auf 40 Prozent geschätzt.
Auch 15 Jahre nach dem Ende des Apartheid-Regimes wird der Unterschied zwischen Arm und Reich immer größer: 90 Prozent der Bevölkerung verdienen so wenig, dass sie nicht einmal Steuern zahlen müssen, während eine kleine Clique im Luxus lebt und das Land von multinationalen Konzernen ausgeplündert wird.