Betrieb und Gewerkschaft
Skandalöse fristlose Kündigung wegen 0,014 Cent
Oberhausen (Korrespondenz), 01.08.09: Am 5. Juni 2009 wurde dem aus Nordafrika stammenden Arbeiter Mohammed Sheikh von der Firma Jawa Industriedichtungen in Oberhausen fristlos gekündigt, weil er am Arbeitsplatz "mit dem Strom seines Arbeitgebers" sein Handy aufgeladen hat. Der Vater von vier Kindern arbeitet seit 14 Jahren bei Jawa. Ein Sachverständiger hat ermittelt, dass es um einen Betrag von 0,014 Cent geht. Der Anwalt des Kollegen, Hans Henning Klingen, erklärte: "So ein Fall ist mir in mehr als dreieinhalb Jahrzehnten als Jurist noch nicht untergekommen." Zumal von den Beschäftigten der Firma gefordert werde, gegebenenfalls auch außerhalb der Arbeitszeit erreichbar zu sein.
Die Firma Jawa schob noch eine weitere Begründung nach: Mohammed Sheikh hätte trotz Verbotes seinen Arbeitsplatz fotografiert. Er wollte seinem Sohn die Maschine zeigen, an der er arbeitet. Auch das sei kein Kündigungsgrund, man könne kaum von Betriebsspionage sprechen, so der Anwalt.
Bei der kürzlich stattgefundenen Güteverhandlung schlug der zuständige Richter vor, das Arbeitsverhältnis ungekündigt fortzusetzen mit der Selbstverpflichtung des Klägers, weder Mobiltelefone noch andere eigene Elektrogeräte im Betrieb aufzuladen und auch keine Fotos im Betrieb mehr zu machen. Die Firmenleitung besteht aber darauf, den Kollegen raus zu werfen. Im Oktober kommt es zum Kammertermin wegen 0,014 Cent!