Politik
Über 6,5 Millionen Menschen arbeiten in der BRD unterhalb der Niedriglohngrenze
01.08.09 - Während Ex-Porschechef Wendelin Wiedeking nach seinem Abgang noch 50 Millionen Euro Abfindung kassierte, reicht für eine in der Wirtschaftskrise sprunghaft wachsende Zahl an Menschen das Einkommen kaum noch zum Leben. Inzwischen arbeiten 6,5 Millionen Menschen - mehr als jeder fünfte Beschäftigte - für Stundenlöhne unter 9,62 Euro in West- und 7,18 Euro in Ostdeutschland. Das ist die von der OECD (Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung) festgelegte und wissenschaftlich anerkannte Niedriglohngrenze.
Jeder Dritte der im Niedriglohnbereich Beschäftigten arbeitet für weniger als sechs Euro brutto in der Stunde. 1,2 Millionen verdienen weniger als fünf Euro in der Stunde. Auch wer einen Vollzeit-Job hat, ist nicht vor niedrigen Stundenlöhnen geschützt. Fast ein Viertel der Beschäftigten im Niedriglohnbereich verdient trotz voller Arbeitszeit weniger als 800 Euro brutto im Monat (Studie des Instituts für Arbeit und Qualifikation der Universität Duisburg-Essen).
Insbesondere Frauen sind von dieser Entwicklung betroffen. Allein in Nordrhein-Westfalen sind es ca. 900.000. Gerade in Teilzeitstellen und im Einzelhandel, der Krankenpflege, Altenpflege, Gastronomie, Friseurhandwerk und anderen Bereichen sind die Löhne besonders niedrig. Dies hat zur Folge, dass immer mehr Frauen nicht mehr in der Lage sind, von ihrem Verdienst eigenständig zu leben und auf ergänzendes Arbeitslosengeld II angewiesen sind.
Es ist eine bewusste Irreführung der Öffentlichkeit, wenn die Bundesregierung verbreiten lässt, dass insbesondere Menschen ohne berufliche Qualifikation oder ohne Berufserfahrung betroffen seien. Mittlerweile haben ca. 80 Prozent aller Beschäftigten im Niedriglohnsektor eine abgeschlossene Berufsausbildung oder verfügen über einen akademischen Abschluss. Der mit Hartz IV verbundene Zwang, bei Arbeitslosigkeit jede Arbeit anzunehmen, egal wie sie bezahlt ist oder welche berufliche Qualifikation man hat, macht dies möglich.
In viele Betrieben und sogenannten gemeinnützigen Einrichtungen werden tariflich bezahlte Arbeitsplätze abgebaut und durch Leiharbeiter ersetzt. In Oberhausen sollen jetzt 110 Kollegen beim Feuerfestzulieferer LWB Refractories entlassen und der Standort verlegt werden, um die Produktion mit Leiharbeitern fortzuführen. Schon jetzt verschärfen die Hartz-Gesetze die soziale Lage der Werktätigen in der Wirtschaftskrise erheblich. Sie führen zu einem drastischen Anstieg der Armut und einer Senkung des allgemeinen Lohnniveaus.
In diesen Tagen feiert die bundesweite Montagsdemo-Bewegung ihr fünfjähriges Jubiläum. Sie wird weiter kämpfen, bis die Hartz-Gesetze und alle nach den Wahlen geplanten Verschärfungen vom Tisch sind.
Flugblatt der MLPD zu fünf Jahren Montagsdemos hier