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Warum der Boom bei Transfergesellschaften?

30.07.09 - Transfergesellschaften sprießen derzeit wie Pilze aus dem Boden. Nachdem die ganze Zeit behauptet wurde, dass mit Kurzarbeit die Krise ohne Massenentlassungen "überstanden" werden könnte, kann der Aufbau von Transfergesellschaften nur verstanden werden als ein Signal: die Kurzarbeit greift nicht mehr, offensichtlich werden für den Herbst in größerem Umfang Massenentlassungen geplant. Kenner der Bundesagentur für Arbeit berichten schon jetzt von gut 100 neu angemeldeten Transfergesellschaften pro Monat ("Handelsblatt", 24.7.09). Transfergesellschaften haben keinen anderen Zweck, als Kämpfe gegen diese Entwicklung zu vermeiden.

Den Kollegen wird mit solchen Gesellschaften (sie heißen "Weitblick", "Refugio" oder "MyPegasus" usw.) die oft trügerische Hoffnung gemacht, dass sie dort durch Weiterbildung und Vermittlung neue Jobs bekommen könnten. Die von Entlassung Bedrohten beziehen von der Arbeitsagentur 12 Monate lang 60 bzw. 67 Prozent des letzten Arbeitslohns, was häufig durch den Betrieb nochmal aufgestockt wird. Außerdem kann die Meldung beim Arbeitsamt und damit die Drohung mit Hartz IV auf diese Weise hinausgeschoben werden. Die dorthin Abgeschobenen tauchen in keiner Arbeitslosenstatistik auf. Die betroffenen Kolleginnen und Kollegen müssen außerdem alle Kündigungsschutzrechte preisgeben. 

Dabei sind die Erfolge der Transfergesellschaften mehr als fragwürdig. Vorschläge, bestimmte Mindeststandards einzuhalten – z.B. bei einem Betreuungsschlüssel von maximal 50 Betreuten pro Mitarbeiter oder bei der Bekanntgabe der tatsächlich in neue Jobs Vermittelten – werden von den meisten Instituten in den Wind geschlagen. 

Vor kurzem war Jahrestag der Werksschließung bei Nokia in Bochum. Mit der Aussicht auf eine Transfergesellschaft wurden die Nokia-Kolleginnen und Kollegen vom Kampf abgehalten. Nach einem Jahr waren von den 2.300 im Werk Beschäftigten noch immer 1.300 in der Transfergesellschaft ohne neuen Job. Von den weiteren bis zu 4.000 Entlassenen aus Zulieferbetrieben rundum spricht keine Statistik. Wohl aber die Opel-Belegschaft, die entschieden dafür eintritt: Bochum braucht kein zweites Nokia! 

Transfergesellschaften sind kein Mittel im Interesse der Arbeiter und Angestellten. Wichtig ist jetzt für die Belegschaften, sich auf den entschiedenen Kampf um jeden Arbeitsplatz vorzubereiten!