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Werftinsolvenzen: Das Seemannsgarn der Werftbesitzer

Werftinsolvenzen: Das Seemannsgarn der Werftbesitzer
Im Hamburger Hafen

04.08.09 - Während bürgerliche Politiker schon wieder einmal Silberstreifen am Horizont der bisher tiefsten Weltwirtschaftskrise des Kapitalismus erkennen wollen, reißt eben diese Krise eine Spur der Verwüstung durch die Logistikbranche. Allein in Deutschland haben schon fünf Werften die Insolvenz beantragt. Die Beschäftigten der Wadan-Gruppe mit den Werften in Wismar und Warnemünde wurden jetzt in die der Arbeitslosigkeit vorgelagerte Transfergesellschaft getrieben. Für fünf Monate gibt es eine Absenkung auf 80 Prozent der bisherigen Löhne - danach: Arbeitslosigkeit! Bei Blohm und Voss in Hamburg gibt es Kurzarbeit, bei der Sietas-Werft (Hamburg) soll ein Drittel (knapp 300) der Beschäftigten ihren Arbeitsplatz verlieren.

In Emden und Kiel sollen bei ThyssenKrupp Marine Systems 450 Arbeitsplätze auf der Abschussliste stehen. In den großen Seehäfen Hamburg und Bremen/Bremerhaven wurden weit über 1.000 Arbeiter mit befristeten Verträgen oder Leiharbeitsverhältnissen entlassen. Hapag Lloyd - weltweit die fünftgrößte Reederei mit Sitz in Hamburg - will 10 Prozent der Beschäftigten weltweit entlassen. Insgesamt hat Hapag einen Finanzbedarf von 1,75 Milliarden Euro angemeldet!

Seemannsgarn der billigen Sorte
Gerne erzählen die Werft-, Hafen- und Reedereikapitalisten das Märchen von der "Vermeidung betriebsbedingter Kündigungen", bieten Lohnverzicht und Verschlechterung der Arbeitsbedingungen als "Weg aus der Krise" an. Dass dies allein auf dem Rücken der Beschäftigten ausgetragen werden soll, zeigt das Beispiel des Bremerhavener Gesamthafenbetriebsvereins (GHB): 103 Beschäftigte sollen entlassen werden, weitere 217 bekamen Änderungskündigungen. Sie sollen in Zukunft nicht mehr in Bremerhaven, sondern in Bremen arbeiten, und zwar für acht statt wie bislang für rund 15 Euro pro Stunde.

Ein Beschäftigten-Komitee "Wir sind der GHB" hatte vergangene Woche zu einer Protestkundgebung aufgerufen, an der bis zu 200 Hafenarbeiter teilgenommen haben. Redner griffen den "Hartz-IV-Sozialplan" scharf an, da die neuen Löhne so niedrig sind, dass die Arbeiter selbst mit einer vollen Stelle künftig als so genannte "Aufstocker" staatliche Leistungen beantragen müssen. In die Kritik gerät damit zunehmend auch eine Politik der Klassenzusammenarbeit und des "kleineren Übels", wie sie von der rechten Gewerkschaftsführung vertreten wird.

Die Weltwirtschaftskrise hat zu einem tiefen Einbruch im Welthandel und -transport geführt. Die weltweiten Schiffsneubestellungen gingen um 90 Prozent zurück, über 500 Containerschiffe liegen derzeit ohne Aufträge vor Anker, in einem Jahr sollen es schon 1.000 sein! Das Problem liegt nicht in Überkapazitäten an Schiffen und Transportmöglichkeiten.

Wie nötig wären diese Kapazitäten allein für die Überwindung des Hungers, von dem eine Milliarde Menschen derzeit betroffen sind! Aber unter kapitalistischen Vorzeichen fällt unter die Rubrik "Überproduktion", was nicht maximalen Profit bringt. Die MLPD wird ihren Wahlkampf an der Küste nutzen, den entschiedenen Kampf der Hafen- und Werftarbeiter um jeden Arbeits- und Ausbildungsplatz, zur Verteidigung und Verbesserung der Lohn- und Arbeitsbedingungen auf Kosten der Profite zu fördern und die Perspektive des echten Sozialismus zu verbreiten.