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Ssangyong-Arbeiter trotzen wochenlang massivem Staatsterror

08.08.09 - Am 6. August 2009, dem 77. Tag der Besetzung des Werkes des fünftgrößten südkoreanischen Automobilherstellers, Ssangyong Motor in Pyongtaek, endete (vorläufig) einer der erbittertsten Arbeiterkämpfe, die weltweit in den letzten Jahren stattgefunden haben. Tagelang hatten bis zu 4.000 Polizisten und von der Geschäftsleitung angeheuerte Securities versucht, die besetzten Werksteile zu stürmen. 1.000 Arbeiter verteidigten das besetzte Werk in einer langanhaltenden und heftigen Auseinandersetzung mit den staatlichen und privaten Schlägern, Gebäude um Gebäude.

Bis zum Schluss hielten die Arbeiter ein Farblager besetzt; ein Polizeikommando landete daraufhin per Helikopter auf dem Dach des Gebäudes. Augenzeugen berichten, die Fabrik habe sich in eine "Hölle von Feuer und Rauch" verwandelt. Viele Arbeiter wurden verletzt, einige davon schwer. Nach Aussagen von Beobachtern hat die Polizei Verletzte, zum Teil mit offenen Wunden, aus dem Anseong Hospital auf Polizeireviere verschleppt.

Beim Sturm auf die Fabrik wurden perfide Waffen eingesetzt. Das koreanische Fernsehen zeigte eine Elektroschocker-Waffe der Polizei, die feine Nadeln mit Drähten verschießt, die sich in der Kleidung festsetzen und dem Opfer Elektroschocks versetzen.

Monatelang streikten die Arbeiter des Automobilherstellers Ssangyong gegen geplante Massenentlassungen durch die chinesische Eigentümerfirma SAIC (Shanghai Automotive Industry Corporation); 2.670 Arbeitsplätze sollten vernichtet werden. 1.600 wurden mittels Drohungen und Abfindungen aus dem Werk gedrängt. Ca. 1.000 Arbeiter ließen sich nicht auf einen faulen Kompromiss von wegen "Jobgarantie für die Hälfte der Rest-Belegschaft" ein und nahmen den Kampf um jeden Arbeitsplatz auf. 77 Tage hielten sie das Werk besetzt. Ein Unterstützungs-Camp der Familien und Freunde der kämpfenden Arbeiter war ein wesentlicher Faktor für das lange Durchhalten.

Am 20. Juli 2009 erwirkten die Eigentümer einen Räumungsbescheid gegen die Besetzer und gingen mit allen Mitteln gegen sie vor - weitere zwei Wochen gelang den Arbeiterinnen und Arbeitern die Besetzung. Sie trotzten Tränengasabwürfen aus Hubschraubern und dem Einsatz von Wasserwerfern. Sie wurden von Wasser- und Lebensmittelversorgung abgeschnitten und waren völlig übermüdet. Dennoch konnten sie unter anderem mit dem Einsatz von Molotow-Cocktails und großen Zwillen, aus denen sie Stahlmuttern und ähnliches abfeuerten, die Angriffe der Polizei kontern.

Die eingesetzten Polizisten gehörten offenbar Einheiten an, die eigens für die Aufstandsbekämpfung eingerichtet und ausgebildet wurden. Es gelang ihnen jedoch erst nach zahlreichen vergeblichen Versuchen, mit Helikoptern die Dächer der besetzten  Gebäude einzunehmen. Diese waren von den Arbeitern mit Hubschrauber-Sperren verbarrikadiert worden. Bei den Kämpfen hatten die Arbeiter einen Security festgenommen, den sie mehrere Stunden verhörten. Dabei stellte sich heraus, dass die Firma rechtswidrig private Schläger angeheuert hat, die zusammen mit der Polizei die streikenden Arbeiter angriffen.

Medizinische Helfer und Mitglieder kommunaler Solidaritätskomitees, die die Kämpfenden mit Wasser und Essen versorgten, wurden vom Staatsapparat ebenfalls mit Tränengas und Wasserwerfern angegriffen. Eine Solidaritätsdemonstration der Metallgewerkschaft, an der sich 5.000 Menschen beteiligt hatten, wurde von der Polizei attackiert und nicht bis vor die Werkstore durchgelassen. Auch eine studentische Solidaritätsdemonstration wurde mit Tränengas angegriffen. Der koreanische Gewerkschaftsverband KCTU hatte zum Generalstreik aus Solidarität mit den Arbeiter/-innen bei Ssangyong aufgerufen.

Am Donnerstag um 16.00 Uhr traten angesichts der vielen Verletzten im Werk die verbliebenen Besetzer den Rückzug an. Laut "Korea Times" wird der Konzern 48 Prozent der streikenden 1.000 Arbeiterinnen und Arbeiter nicht entlassen, andere Quellen sprechen von der Hälfte der 640 Arbeiter, die bis zum Schluss an dem Streik teilgenommen haben. Einige Dutzend Arbeiter wollen weiterkämpfen und befinden sich derzeit noch in der Lackiererei.

Der beispielhafte Kampf der Arbeiterinnen und Arbeiter von Ssangyong gegen den Terror des Konzerns und des Staatsapparats hat die Solidarität der internationalen Arbeiterklasse verdient. Er gibt einen Vorgeschmack auf die zu erwartenden harten Klassenauseinandersetzungen weltweit.

Adresse für Solidaritätserklärungen:
Korean Metal Workers' Union - KMWU
5th Floor, Daeyoung Bld.
139 Youngdeungpo-2-ga
Youngdeungpo-ku
SEOUL 150-982
Telephon: (++82) 2 2670-9515
Fax: (++82) 2 714-0662
E-mail: inter@metal.nodong.org
Website: www.kmwf.or.kr

 Video: Der Kampf der Ssangyong-Arbeiter