Betrieb und Gewerkschaft
Hertie: Ein Tritt für die Kollegen
Gladbeck (Korrespondenz), 13.08.09: Am Samstag werden die Hertie-Kaufhäuser geschlossen. "Buy, buy, Hertie", ist zurzeit die perverse Werbung. Erstmal sollte es heißen "Hertie feiert Abschied", aber da hätte die Belegschaft nicht mitgemacht. Am 3. August waren die Leute von der Arbeitsagentur schon in der Hertie-Filiale in Gladbeck. Da wurde den Kolleginnen und Kollegen dann gesagt, dass sie alle offiziell ab 24. August "freigestellt" sind, wie es so schön heißt - und am 26. August eine "Maßnahme" antreten müssen. Bei Nichtbeachtung droht direkt eine Sperre des Arbeitslosengeldes.
Es ist aber Sommer, und etliche Kollegen haben in dieser Zeit Urlaub angemeldet – dazu waren sie ja schon bei Jahresbeginn verpflichtet! D.h., dass wir unseren gebuchten Urlaub nicht werden antreten können! Das ist doch pervers, die Kollegen sind am Rödeln ohne Ende mit dem Schlussverkauf und haben nicht mal einen Tag Zeit, wo sie ein bisschen Luft holen, die Situation verarbeiten oder mal ihre Papiere ordnen können! Wie die Menschen sich dabei fühlen, interessiert da keinen.
Letztes Jahr war die erste Entlassungswelle. Die, die jetzt rausfliegen, sind oft 30 Jahre dabei und haben das entsprechende Alter. Was sollen die jetzt machen? Auch das interessiert keinen. Durch die Insolvenz kriegt auch keiner eine Abfindung. Nichts kriegen die Kollegen, gar nichts, nur einen Tritt.