Betrieb und Gewerkschaft
VW-Porsche: Mit Bertold Hubers Segen an die Weltmarktspitze?
15.08.09 - Nach dem Fusionsbeschluss von Volkswagen und Porsche entsteht bis 2011 ein internationaler Automobilkonzern mit mehr als 400.000 Beschäftigten und einem geschätzten Absatz von 6,4 Millionen Fahrzeugen. Das Emirat Qatar steigt mit 7 Milliarden Euro ein und wird drittgrößter Eigentümer des Konzerns. Das heizt die weltweite Vernichtungsschlacht in der Automobilindustrie enorm an und wird weitere Kapitalkonzentrationen und Massenentlassungen nach sich ziehen.
VW plant eine "strategische Partnerschaft" mit dem japanischen Autobauer Suzuki. Die Rede ist von einer Minderheitsbeteiligung, der die vollständige Übernahme folgen könnte. VW hält bereits die Aktienmehrheit am LKW-Hersteller Scania und 30 Prozent der MAN AG, während MAN Anfang des Jahres die VW Nutzfahrzeuge in Lateinamerika übernommen hat.
VW-Chef Winterkorn gab klar die Richtung vor, jetzt die Nummer eins auf dem Weltmarkt zu werden und Toyota zu verdrängen. Schützenhilfe erhält er dabei von Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff (CDU), der auch im VW-Aufsichtsrat sitzt, sowie dem IG-Metall-Vorsitzenden Bertold Huber, Mitglied im Porsche-Aufsichtsrat. Huber erklärte, dass dies "ein guter Tag für die Automobilarbeiter" war und die IG Metall die Fusion begrüße, da sie "den Grundstein für einen starken Automobilkonzern mit sicheren Arbeitsplätzen für die Beschäftigten" lege.
Die IG-Metall-Führung strebt eine Beteiligung der Beschäftigten in Höhe von ca. zehn Prozent am Kapital des neuen Konzerns an. Diese Beteiligung soll in einer separaten Einheit gebündelt werden, damit die Belegschaft als Aktionär ihre Interessen auf Hauptversammlungen vertreten könne. Die Belegschaft als Aktionär? Sollen die 400.000 Beschäftigten dann die Peitsche schwingen, dass die Ausbeutung verschärft und die Dividende gesteigert wird?
Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass Bertold Huber gegenüber der Presse nicht ausschließt, dass Löhne und Gehälter zur Verhandlungsmasse werden könnten, da die Kapitalseigner wohl kaum freiwillig zehn Prozent der Aktienanteile herausrücken werden.
VW-Chef Winterkorn geht gleich verbal in die Offensive und meint, dass nach der Fusion auch bei BMW und Daimler "der Blutdruck steigen würde", er drohte dem Automobilzulieferer Magna mit Entzug der Aufträge, falls dieser beim Konkurrent Opel einsteige. In der "Bild"-Zeitung und anderen bürgerlichen Massenmedien werden die Trommeln gerührt, dass der deutsche VW-Konzern nun endlich den japanischen Konkurrenten Toyota verdrängen könne. Dabei geht es den internationalen Monopolen nicht nur darum, im verschärften Konkurrenzkampf in der Weltwirtschaftskrise die Oberhand zu behalten. Weltweit findet eine Neustrukturierung der Industrie statt, wobei die Automobilindustrie der Vorreiter ist.
Vom 15. bis 18. Oktober findet in Hannover der "6. Internationale Automobilarbeiterratschlag" statt. Im Aufruf dazu heißt es:
"... Mehr denn je sind wir herausgefordert, uns international zusammen zu schließen und in die Offensive zu gehen. Statt Spaltung – bauen wir an einem weltweiten Netz der kämpferischen Solidarität und des Zusammenschlusses für eine gemeinsame Perspektive!
Der Automobilarbeiterratschlag ist ein überparteiliches und selbst organisiertes Forum der Arbeiter, Angestellten, ihrer Familien und der Auszubildenden aus der Automobil- und Zuliefererindustrie, ob gewerkschaftlich oder politisch aktiv oder einfach interessiert, ein solches Treffen zu erleben." Diese vier Tage im Oktober werden dann tatsächlich "gute Tage" für die Automobilarbeiter sein.
Mehr Informationen zum Internationalen Automobilarbeiterratschlag hier